Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Meißen

Monat: Mai 2021

  • Das Lommatzscher Tor

    Das Lommatzscher Tor

    Die Sanierung des Denkmalensembles Lommatzscher Tor 1 in Meißen kommt gut voran. Die ersten Wohnungen sind bereits vermietet.

    Im 13. Jahrhundert wurde das alte Gehöft im Meisa erstmalig urkundlich erwähnt. Das Erdgeschoss, des sanierten Fachwerk­hauses, stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Ausbau des Obergeschosses erfolgte im 19. Jahrhundert.
    Das Gebäude wurde in sieben Wohnun­gen aufgeteilt, fast alle davon sind bereits von neuen Mietern bezogen. Die Woh­nungsgrößen betragen dabei zwischen 70 und 140 Quadratmetern.

    Der seit Jahren leerstehende Hof wurde im Februar 2015 von der SEEG erworben, um als ersten Schritt eine statisch-konstruktive Sicherung der stark gefährdeten Bausubstanz zu ermöglichen. Über den Abbruch der Anlage wurde zuvor über Jahre diskutiert. Das bauhistorisch und ortshistorisch bedeutsame Denkmalensemble wird auch als Obermeisaer Niedergut bezeichnet. Es ist die älteste Hofstelle in Obermeisa, die bereits in einer frühen Urkunde des St. Afraklosters aus dem 13. Jh. erwähnt wird. Die Stiftung möchte beispielhaft zeigen, dass auf diesem Weg ein Beitrag für die Bewahrung von Baudenkmalen in Meißen im wirtschaftlichen Rahmen möglich ist. 2017 und 2018 wurde das Fachwerk repariert bzw. erneuert, die Deckenbalken über dem EG ausgetauscht und an der Einordnung von zusätzlichen Fenstern und Türen gearbeitet. Im Verlaufe des Jahres 2019 wurden nun weitere Sanierungsschritte umgesetzt. Im Erdgeschoss wurden Zwischenwände gemauert, der Außenputz wurde fertiggestellt, die Außenfassade im Obergeschoss nach Originalbefund gestrichen, die West- Südseite im Obergeschoss mit einer Lärchenschalung versehen, das neue Treppenauge geschaffen und weitere Reparaturarbeiten seitens der Zimmerer realisiert. Die Planung wurde für das Hauptgebäude Ende 2019 durch das Architekturbüro Hauswald überarbeitet, so dass hier sieben Wohnungen eingeordnet werden konnten. Die Sanierung des Hauptbaus wurde im Herbst 2020 abgeschlossen. Im Hauptgebäude bauen wir sieben und im Nebengebäude vier Wohnungen. Für die Finanzierung des Vorhabens konnte die Sparkasse Meißen gewonnen werden. Weitere Arbeiten zur Revitalisierung der Gesamtanlage laufen. Der Abbruch des Garagenhofes wurde wie geplant umgesetzt und der neue Carport errichtet. Die nördliche Garagenzeile wurde erhalten und saniert. Parallel dazu entwickelte das Architekturbüro die Genehmigungsplanung für den Nordflügel. Die Baugenehmigung liegt dafür seit Juni 2020 vor. Die Vermietung der sieben Wohnungen lief zügig. Seit November sind alle Einheiten vermietet. Die Bauarbeiten wurden am Nordflügel fortgesetzt, wir planen den Abschluss der Arbeiten bis zum August 2021. Erst Mietinteressenten für den Nordflügel gibt es bereits.

    Fotos

  • Sensation im Stadtarchiv Meißen

    Sensation im Stadtarchiv Meißen

    Diese Stadtchronik zu Meißen stammt aus dem Jahrhundert. Warum sie niemals gedruckt wurde, aber trotzdem immens viel wert ist.

    Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt

    Ein Anruf Tom Lauerwalds hat Oberbür­germeister Olaf Raschke (parteilos) un­gläubig zurückgelassen. Der Stadtarchivar erzählte von einer einmaligen Gelegen­heit. Er bekam mit, dass ein Hamburger Antiquar eine Meißner Stadtchronik ver­kaufen wollte. Und zwar an die Sächsische Landesbibliothek in Dresden. Diese lehnte jedoch ab, da sie vermutlich zu teuer war. Tom Lauerwald sah darin aber eine einma­lige Gelegenheit für die Stadt Meißen. Die etwa 300 Jahre alte Chronik liegt nun im Stadtarchiv, für jeden einsehbar. Darin ste­he der Wissenstand aus Meißen im Jahre 1730 und reicht bis in das fünfte Jahrhun­dert, sagt der Stadtarchivar. ,,So eine umfas­sende Chronik gab es vorher noch nicht für Meißen.“

    Tatsächlich: Wer durch die mehr als 1.000 Seiten blättert, könnte das Buch auch mit einem Lexikon verwechseln. Verfasser Johann Conrad Knauth spiegelt in acht Ka­piteln den damaligen Wissensstand wider.

    Es werden berühmte Einwohner vorge­stellt, aus unterschiedlichen Ständen und Gewerken. In der Chronik stehen auch die damaligen Sitten und Bräuche, das politi­sche System sowie die gesprochenen Spra­chen. Genauso beschreibt er die Albrechts­burg, den Dom; den Hochstift, aber auch das Meißner Umland mit seinen Länderei­en, Schlössern, Rittergütern und Kirchdör­fern. Alle Themen, die Anfang des 18. Jahr­hunderts in Meißen relevant waren, finden sich in der Stadtchronik.

    Meißner Historiker am Dresdner Hof

    Johann Conrad Knauth war dabei ein be­kannter Historiker. Er wurde 1662 in Mei­ßen-Cölin geboren. Nach einem Studium in Wittenberg war er Rektor der Dresdner Kreuzschule, aus dem der noch heute sehr renommierte Dresdner Kreuzchor hervor­geht. Am Dresdner Hof war der Meißner ebenfalls ein bekannter Historiker. In der sächsischen Bibliografie finden sich zu ihm 23 Einträge, in der Sächsischen Landesbi­bliothek sind es mehr als 70. Der Historiker veröffentlichte demnach viele Schriften, nur die Stadtchronik ist nirgendwo ver­zeichnet. Kein Wunder, sie wurde nie gedruckt.
    Das Buch hat der geborene Meißner nur handschriftlich verfasst. In etwa 20 Jahren. „Das kann man ganz gut anhand der vielen Korrektjlren erkennen“, sagt Tom Lauer-
    wald. An einer durchgestrichenen Jahres­zahl, die von 1710 in 1730 geändert wurde, leitet man sich die Dauer der Entstehung ab. Außerdem gibt es am Rand viele ergän­zende Erklärungen oder zusätzlich einge­klemmte Blätter. Aber selbst nach fast ei­nem Vierteljahrhundert hat es Johann Con­rad Knauth nicht geschafft, das Buch fertigzustellen.

    Denn wer hätte damals das Buch über­haupt verlegt? Aus den mehr als 1.000 handschriftlich beschriebenen Seiten wür­den locker 1.500 gedruckte Seiten und mehr, schätzt Tom Lauerwald. Vermutlich wollte sich damals keiner auf das wirt­schaftliche Risiko einlassen, dieses gewalti­ge Werk zu veröffentlichen. Außerdem würden noch einige inhaltliche Punkte da­rin fehlen, die der Historiker nicht aufge­schrieben hatte. Vermutlich wurde es des­halb nach seinem Tod 1732 nicht weiter be­achtet. Unklar bleibt außerdem, warum Jo­hann Conrad Knauth dieses komplexe Werk verfasst hat.

    Chronik soll digitalisiert werden

    Ob nun aus wirtschaftlichen Interessen oder aufgrund seiner Leidenschaft als Chronist seiner Zeit. Allerdings deutet die lange, Entstehungsgeschichte darauf hin, dass es wohl ein Herzensprojekt war, das er immer wieder aktualisierte. „Es ist ein kleines Wunder, dass es die Chronik noch gibt“, sagt der Oberbürger­meister. ,,Für uns hat sie einen immensen ideellen Wert.“ Deshalb danke er Tom Lau­erwald, dass er die Stadt Meißen darauf auf­merksam gemacht und letztlich auch be­zahlt hat. Denn der Archivar ist gleichzeitig Stiftungsverwalter der Otto-Emma-Horn­Stiftung. Die 1951 gegründete Stiftung setzt sich unter anderem für Denkmal­schutz und -pflege ein wie das Fachwerkge­bäude am Lommatzscher Tor 1, aber auch für die Erforschung der Stadtgeschichte Meißens. Deshalb förderte Tom Latierwald als Stiftungsvertreter die Stadtchronik, die nach neuer Verhandlung mit dem Ham­burger Antiquariat 15.000 Euro gekostet hat.

    Was mit dem Werk jetzt passieren wer­de, sei noch nicht abschließend geklärt, so Tom Lauerwald. Er könne es sich aber gut vorstellen, dass die Chronik in der anste­henden 1.100 Jahrfeier in Meißen eine Rol­le spielen werde. Auch Oberbürgermeister OlafRaschke zeigt sich am Freitag im Stadt­archiv aufgeschlossen und sagt dazu, dass es eine Jubiläumsarbeitsgemeinschaft in der Stadtverwaltung gebe, die sich der Chronik annehmen werde. Es gibt aber auch Überlegungen, diese zu digitalisieren, zumindest in kleinen Schritten, sagt Tom Laueiwald. Bis das soweit sei, könne aber jeder Einzelne ins Stadtarchiv kommen und die Stadtchronik studieren.

    Sensation im Stadtarchiv Meißen, Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt
    Sensation im Stadtarchiv Meißen, Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt