Die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung hat das Kornhaus auf dem Domplatz in Meißen übernommen und saniert als ersten großen Schritt seit November 2023 den gesamten Dachstuhl und anschließend die Fassade mit Fenstern und Türen. Diese ersten Baumaßnahmen sollen bis 2026 abgeschlossen sein. Hier finden Sie alle Informationen zum aktuellen Baufortschritt.
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Dachsanierung am Kornhaus
Vor einem Jahr hat die Stiftung bekanntlich das Kornhaus zu Meißen erworben, um den über Jahre anhaltenden Verfall zu stoppen und dem ehrwürdigen Gebäude wieder eine Perspektive zu geben. Die dringendste Aufgabe war leicht zu erkennen: Das Dach befand sich in einem kritischen Zustand, es gab immer wieder neue undichte Stellen am Dach. Es war…
Die Dachsanierung am Kornhaus läuft nach Plan – Dank an alle Spender!
Vor einem Jahr hat die Stiftung bekanntlich das Kornhaus zu Meißen erworben, um den über Jahre anhaltenden Verfall zu stoppen und dem ehrwürdigen Gebäude wieder eine Perspektive zu geben. Die dringendste Aufgabe war leicht zu erkennen: Das Dach befand sich in einem kritischen Zustand, es gab immer wieder neue undichte Stellen am Dach. Es war am Anfang ein Wettlauf gegen Löcher und einer wilden Taubenpopulation. Von den Hinterlassenschaften der Tauben musste das Dach erst einmal befreit werden.
Gleichwohl hoffte die Stiftung auf Unterstützung bei dem Projekt. Der Freistaat Sachsen hat uns zügig und mit unbürokratischem Aufwand generös unterstützt. Wir erhielten im Mai einen Fördermittelbescheid in Höhe von 800.000,00 €, vom Ministerpräsidenten M. Kretschmer persönlich übergeben. Der Baustart war damit gesichert. Wir konnten nun die bereits vorbereitete Vergabe der Bauleistungen für Dachtragwerk und Dachdeckung einschließlich Gerüstbau auf den Weg bringen. Ende September konnten wir starten. Wir mussten allerdings das Weinfest noch abwarten, eher konnten wir die notwendigen Freiflächen für die Baustelleneinrichtung nicht nutzen.
Die Bauarbeiten laufen bislang nach Plan. Das Wetter war in den Wochen ganz brauchbar. Die Zusammenarbeit mit den Firmen – Zimmerei Glen Heinitz und Dachdeckerei Rene Heinitz aus Lommatzsch, die Fa. KGS Meißen und Gerüstbau Bindig – ist prima. Dank an alle Handwerker!
Zwischenzeitlich haben wir die nächsten Bauschritte vorbereitet. Es gab restauratorische Untersuchungen zur Putzfarbigkeit genauso wie zur Putzstruktur. Da zahlreiche Fenster restauriert werden, ist hierfür eine umfängliche Kartierung für die zu erhaltenden Teile vorgenommen worden. Weiterhin wurden die originalen Innentürbestände erfasst und punktuell untersucht. All diese Ergebnisse werden selbstredend mit den Denkmalbehörden im Detail abgestimmt. Die Vergabe der Leistungen für Putz und Farbe, für die Fensterrestaurierung und die Torrestaurierung ist für den Januar geplant.
So ist der Abschluss der Arbeiten an der Außenhülle bis Ende 2025 durchaus realistisch. Für die Arbeiten an der Außenhülle erhält die Stiftung eine großzügige Spende von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die offizielle Übergabe wird Anfang April 2025 durch den Vorstandvorsitzenden Stiftung, Dr. Skudelny, in Meißen erfolgen. Das ist einfach großartig!
Mindestens genauso großartig ist für die Stiftung der Spendeneingang durch Privatspenden. Inzwischen sind über 12.000 € zusammengekommen. Soweit die Spender eine Spendenbescheinigung brauchen, wird diese selbstverständlich ausgestellt. Die Stiftung ist gemeinnützig. Bitte bei der Überweisung die Adresse mit angeben oder der Stiftung eine kurze Mail (kontakt@hornstiftung-meissen.de) schicken.
Nochmals herzlichen Dank an alle Unterstützer!
Wir arbeiten weiter intensiv daran, dem Haus seine Würde zurückzugeben.
Tom Lauerwald
Meißen, den 30.12.2024
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Baubeginn am Kornhaus Meißen
Zentimeterarbeit: Der große Kran kam gerade so durch das Burgtor auf dem Burgberg. Bis Mai nächsten Jahres wird das komplette Dach neu eingedeckt. – Sächsische Zeitung, 01.10.2024, Ulf Mallek
Zentimeterarbeit: Der große Kran kam gerade so durch das Burgtor auf dem Burgberg. Bis Mai nächsten Jahres wird das komplette Dach neu eingedeckt.
Sächsische Zeitung, 01.10.2024, Ulf Mallek
Das war wirklich eine Zentimetersache. Ganz langsam fuhr der schwere gelbe Autodrehkran durch das enge erste Meißner Burgtor. Die Kabine musste abmontiert werden, sonst hätte er nicht durchgepasst. Aber auch so war es sehr knapp. Das große Fahrzeug füllte das Tor fast vollständig aus. Der Fahrer blieb dennoch cool und fuhr ohne einmal zu Bremsen und ohne Schrammen durch. „Unglaublich“, kommentierte am Dienstag der Bauherr des Meißner Kornhauses Tom Lauerwald diese fahrtechnische Höchstleistung. „Ich habe Blut und Wasser geschwitzt.“
Mit dem großen Kran der Meißner Firma Mentner startete wie geplant am 30. September der Bau am Großprojekt Meißner Kornhaus, das bereits zum großen Teil eingerüstet ist. Dachdecker aus Lommatzsch entfernen die alten Dachschindeln, werfen sie in bereitstehende Container und der Kran hebt sie herunter. Die große Dachfläche von rund 2.000 Quadratmeter wird in drei Etappen erneuert, mit sächsischen Biberdachschindeln.
„Zunächst wird von einem Drittel die alte Dacheindeckung entfernt. Dann wird repariert und neu gedeckt. Danach kommt das zweite Drittel dran und danach das letzte“, sagte Lauerwald, Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung, die das 500 Jahre alte Haus Ende 2023 für rund eine Million Euro von italienischen Investoren gekauft hatte. Die Stiftung bezahlte die Summe, ohne Kredite aufnehmen zu müssen. Tom Lauerwald sagte unmittelbar nach dem Kauf: „Wir haben für uns beschlossen, dass wir das Kornhaus kaufen und retten können. Deshalb haben wir es getan.“
Die Dinge entwickeln sich für die Stiftung bessert als erwartet. Zum einen, weil die Kosten wohl niedriger ausfallen als zunächst geplant, zum anderen, weil Fördergelder besser und schneller als gedacht fließen. Neben den 800.000 Euro vom Freistaat Sachsen für das Dach gibt es Geld von der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz. Sie will eine Großspende nach Meißen ins Kornhaus lenken. Sie soll bei über eine Million Euro liegen. Spenderin ist eine vermögende Dame, die anonym bleiben möchte.
Lauerwald rechnet für den aktuellen ersten Bauabschnitt mit einer Bauzeit bis Mai nächsten Jahres. Die Kosten liegen bei etwa 950.000 Euro. Die Farben werden die ursprünglichen sein, roter sächsischer Biber. „Allerdings wird das Dach mehr leuchten, weil die Steine ja neu sind.“ Parallel zu den Dacharbeiten werden demnächst Fachleute den Putz untersuchen. Ziel ist, so viel wie möglich vom originalen Zustand zu erhalten. Der Putz wird ein hellere, leicht orange Farbe erhalten. Die Putzarbeiten im zweiten Bauabschnitt werden wohl bis 2026 dauern. Die Kosten für den zweiten Abschnitt liegen wohl bei 1,5 Millionen Euro, sodass die komplette Erneuerung Außenhülle etwa 2,5 Millionen Euro kosten wird. Der Innenausbau wird noch mal deutlich teurer. Die ursprünglich einmal geplanten 15 Millionen Euro fürs Gesamtprojekt werden wohl nicht benötigt. Neuere Schätzungen gehen eher von acht Millionen aus.
„Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass wir ein dreiviertel Jahr nach dem Kauf schon so weit sind“, sagte Lauerwald. Mit dem Meißner Architekten und Dombaumeister Knut Hauswald hat Lauerwald einen Partner gefunden, mit dem er auf einer Welle planen kann. Ziel ist, so viel wie möglich zu erhalten und wiederzuverwenden. „Wir möchten alles, was sich retten lässt, auch retten, also reparieren und nicht sanieren“, sagte Hauswald.
Wiedervereinigung mit der Albrechtsburg?
Noch offen ist die Nutzung des großen Gebäudes neben der Albrechtsburg. Inzwischen hat sich Lauerwald mit dem Gedanken angefreundet, in der oberen Etage Wohnungen einzurichten. Die darunter liegende Etage könnten Tagungsräume oder Büros werden, Erdgeschoss und Keller werden Ausstellungen und Events vorbehalten bleiben. Hoffnungsfrohe Signale, sagte Lauerwald, gebe es aus Richtung der Staatsregierung. Ganz beiseite geschoben habe man den Gedanken, das Kornhaus in die Landesausstellung Sachsen zu integrieren, wohl nicht. Lauerwalds Stiftung ist keine von Steuergeld finanzierte Behörde. Er muss die Nutzung des Kornhauses wirtschaftlich abbilden. Also benötigt er später Mieteinnahmen.
Noch eine gute Nachricht für Lauerwald: die 2.700 Euro Kornhaus-Spendengelder der Aktion des Kuratoriums „Rettet Meißen – jetzt!“ kommen demnächst an sein Ziel.
Das ganz große Ziel, oder zumindest eine Option für die Zukunft, ist die Wiedervereinigung von Albrechtsburg und Kornhaus. Wie es früher ein mal war. Doch davon will heute offiziellerseits niemand etwas wissen. Noch nicht.
SZ
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Dombaumeister: Das Meißner Kornhaus ist der fehlende Baustein der Wiege Sachsens
Laut Dombaumeister Knut Hauswald ist in zwei Jahren das Kornhaus-Dach gedeckt und die Fassade erneuert. Der Bau ist der absolute Gegenentwurf zum Hotelprojekt. – Sächsische Zeitung, 01.02.2024, Ulf Mallek
Laut Dombaumeister Knut Hauswald ist in zwei Jahren das Kornhaus-Dach gedeckt und die Fassade erneuert. Der Bau ist der absolute Gegenentwurf zum Hotelprojekt.
Sächsische Zeitung, 01.02.2024, Ulf Mallek
Herr Hauswald, man sagt, Sie hätten großen Anteil daran, dass das historische Meißner Kornhaus jetzt einen neuen Besitzer hat. Was ist da dran?
Die ganze Zeit seit dem Verkauf des Kornhauses an die italienische Firma Mercurio durch die Stadt Meißen im Jahr 2006 habe ich mich um einen guten Kontakt zu den Eigentümern bemüht. Das ist auch weitgehend gelungen. Die Dombauhütte stand auch immer bereit, wenn Bauschäden am Kornhaus repariert werden mussten. Die damaligen Eigentümer haben für nötige Reparaturen Geld zur Verfügung gestellt. Tatsächlich stellte ich zuletzt auch die nötigen Kontakte zwischen dem neuen Käufer, der Hornschen Stiftung in Meißen und den Alteigentümern, her.
Warum ist das Kornhaus so wichtig für Meißen? Weil es einfach Teil des historischen Burgbergs ist?
Ja, das Kornhaus ist der fehlende Baustein an der Wiege Sachsens. Eigentlich gehört es immer schon zur Albrechtsburg. Es war der Wirtschaftstrakt der Albrechtsburg mit einer Küche, dem Lager für Naturalabgaben, einem Weinkeller und ab 1525 auch dem Pferdestall. Im Grunde war die Albrechtsburg aber eine Investruine.
Die Brüder Albrecht und Ernst hatten sich gestritten und Sachsen zerfiel in zwei Linien. Die Fürsten und Könige haben niemals in der Burg gewohnt. Das änderte sich in der Manufakturzeit im 18. und 19. Jahrhundert. Da erhielt die Burg einen wirtschaftlichen Sinn. Das Kornhaus wurde dadurch wichtig als Fabrikationsgebäude für die Masseaufbereitung im Keller und für Arbeitsräume in den Etagen. Für das Brennhaus musste ein Teil abgebrochen werden.
Als in der dritten Phase nach dem deutsch-französischen Krieg 1871 der Nationalismus in Sachsen und Deutschland blühte, ist der Burgberg gezielt zur Wiege Sachsens entwickelt worden. Zur Verherrlichung der Wettiner. Nach dem Auszug der Manufaktur war die Albrechtsburg ein nationales Denkmal. Daher wurde das Kornhaus so eine Art Apartementhaus für Staatsgäste zum Übernachten.
Diese Apartmentstruktur hat sich bis heute erhalten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden aus den Apartments richtige Wohnungen, die bis 2008 vermietet waren. Der Stadt Meißen fiel das Gebäude mit vielen Altschulden nach der Wende zu, weil dort diese kommunalen Wohnungen existierten.Der Verkauf des Gebäudes 2006 über eine Immobilienmesse entlastete die damalige SEEG stark.
Als die Mercurio Immobilien GmbH das Kornhaus von der Stadt kaufte, haben Sie die Umbaupläne für ein Fünfsternehotel mit 48 Zimmern gemacht. Sie lagen wohl 2008 vor, das Landesamt für Denkmalpflege war aber nicht so einverstanden. Weshalb scheiterten diese Pläne?
Wir hatten sogar eine rechtsgültige Baugenehmigung, das Landesamt für Denkmalpflege stimmte unter Schmerzen zu. Die Genehmigung wurde sogar noch mal verlängert. Das Scheitern der Hotelpläne lag vor allem an der weltweiten Finanzkrise 2008/2009. Auch die finanzierende Bank wackelte. Da brach das Konstrukt zusammen. Die Baukosten damals beliefen sich auf 6 bis 8 Millionen Euro.
Dann passierte lange Zeit nichts. Bis zur Versteigerungs-Idee der Altbesitzer in 2022 und der Möglichkeit, die AfD könnte das Haus kaufen, oder?
Der italienische Geschäftsführer hatte immer darauf geachtet, dass nötige Reparaturen am Gebäude ausgeführt wurden. Vermutlich auch deshalb, weil Italiener generell sehr denkmalaffin sind. In der Öffentlichkeit wurde das anders wahrgenommen. Das hing vor allem damit zusammen, dass die Besitzer aus Nachlässigkeit die Grundsteuer und Sanierungsgebietsumlagen nicht pünktlich bezahlten. Daher kam auch die Drohung der Stadt mit der Zwangsversteigerung. Ich habe mich sehr bemüht, dass die ausstehenden Summen nachgezahlt wurde, was auch geschah – und die Versteigerung wurde abgesagt.
Dabei lief vieles im Verborgenen, die AfD spielte eine Rolle in den Kaufverhandlungen. Haben Sie Tom Lauerwald von der Hornschen Stiftung angesprochen und ihn gebeten, das Kornhaus zu kaufen?
Nein, das war seine Idee. Abgesehen davon haben wir ein gutes Verhältnis, und ich durfte für seine Stiftung die Sanierung Lommatzscher Tor 1 in Meißen planen und den Bau leiten. Als klar wurde, dass das Kornhaus erschwinglich wurde, stellte ich den Kontakt her. Nach dem Kauf ist die Stiftung öffentlich präsent geworden.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir nehmen uns zwei Jahre Zeit für die Sanierung des Dachs und der Fassade, damit das Gebäude gerettet ist. Dabei möchten wir sehr vorsichtig und denkmalgerecht vorgehen. Wir möchten alles, was sich retten lässt, auch retten, also reparieren und nicht sanieren. Dabei nehmen wir uns Zeit. Wir träumen schon davon, dass sich zu 1.100-Jahr-Feier von Meißen im Jahr 2029 das Kornhaus mit dem Erdgeschoss und dem Keller der Öffentlichkeit präsentieren wird.
Wie wird die Fassade aussehen? Wie die Albrechtsburg?
Nein, die Albrechtsburg ist gotisch, das Kornhaus neogotisch. Schon deshalb wird es nicht wie die Burg aussehen können. Wir werden sehen, ob wir an die Ursprungsfarbe herankommen und wie sie dann aussieht. Das ist natürlich der absolute Gegenentwurf zu den Hotelplänen: sehr spartanisch, stark denkmalgerecht. Ich bin sehr dankbar, dass ich jetzt diese neue denkmalgerechte Sanierung wieder als Architekt begleiten darf. Der Landeskonservator unterstützt uns sehr.
Die Nutzung ist aber noch offen. Was denken Sie?
Meine Lieblingsvariante ist, dass das Erdgeschoss und das spektakuläre Kellergeschoss öffentlich oder zumindest halböffentlich genutzt wird. Der bauliche Zustand des Gebäudes ist relativ gut. Es wurde sehr solide gebaut, hier wurden riesige Mengen gelagert. Das Haus steht auf Felsen, hier rutscht auch nichts den Hang hinunter. Im einfachsten Fall geht man mit der Kalkspritze durch und kann die neogotischen Räume im Erdgeschoss und im Keller der Öffentlichkeit präsentieren. Vielleicht kommen wir sogar noch weiter.
Und die Wieder-Zusammenführung mit der Albrechtsburg ist keine Option?
Zumindest haben sie ein Problem mit Wechselausstellungen in der Albrechtsburg. Da ist der Platz knapp. Offiziell dementiert der Freistaat einen neuen Platzbedarf. Aber wer weiß schon, was noch kommt.
Das Gespräch führte Ulf Mallek.
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Baustart am Meißner Kornhaus ist noch in diesem Jahr vorgesehen
Das Kornhaus direkt neben der Albrechtsburg in Meißen ist besser in Schuss als erwartet. Dennoch rechnet der neue Eigentümer jetzt mit Sanierungskosten von 15 Millionen Euro. Das Land Sachsen will ihm helfen. – Sächsische Zeitung, 18.01.2024, von Ulf Mallek
Das Kornhaus direkt neben der Albrechtsburg in Meißen ist besser in Schuss als erwartet. Dennoch rechnet der neue Eigentümer jetzt mit Sanierungskosten von 15 Millionen Euro. Das Land Sachsen will ihm helfen.
Sächsische Zeitung, 18.01.2024, von Ulf Mallek
Links neben der großen alten Tür hängt ein kleines blaues Schild mit der weißen Nummer 1. Hier steht es, das erste Haus am Meißner Domplatz: das historische Kornhaus neben der Albrechtsburg. Tom Lauerwald, Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung, ist der neue Eigentümer. Zum ersten Mal nach dem Kauf des Objektes kurz vor Weihnachten lässt er die Öffentlichkeit einen Blick ins Innere des über 500 Jahre alten Gebäudes werfen.
Der erste Eindruck: das Haus ist besser in Schuss als erwartet. Zwar sieht es innen nicht gerade einladend aus, Tapeten hängen von den Wänden, aber Nässe-, Schimmel- oder stärkere Bauschäden gibt es nicht. Es riecht auch nicht muffig.
Neues Ziel der Alteigentümer war dann der Verkauf zum Bestpreis, was ihnen aber auch nicht so richtig gelang. Sie hatten das Haus im Jahr 2007 für 500.000 Euro von der Stadt Meißen erworben, kämpften später aber mit Folgekosten. Trotz paralleler Verhandlung mit der AfD als weiteren möglichen Käufer wurden sie es erst im Dezember vorigen Jahres für rund eine Million Euro los.
Die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung bezahlte die Summe, ohne Kredite aufnehmen zu müssen. „Wir haben unsere Geldanlagen, unsere ETFs allesamt aufgelöst“, sagt Lauerwald. „Das hat aber gereicht.“ Die Stiftung musste keine ihrer Immobilien verkaufen oder beleihen. Auch Hilfsgelder von wohlmeinenden Meißner Bürgern oder Unternehmern waren nicht nötig. Tom Lauerwald: „Wir haben für uns beschlossen, dass wir das Kornhaus kaufen und retten können. Deshalb haben wir es getan.“
Kreuzgewölbe für Events
Der wohl repräsentativste Raum ist gleich im Erdgeschoss links: Das neogotische Kreuzgewölbe, das früher ein Pferdestall und ein Kutschenraum war. Das Kornhaus wurde parallel zur Albrechtsburg in der Zeit von Arnold von Westfalen 1471 errichtet. Es war so eine Art Wirtschaftsgebäude für die Burg. Auch der recht große gotische Keller (57 Meter Länge, 10 Meter Breite) ist baulich in Ordnung. Er könnte gemeinsam mit dem Kreuzgewölbe für Events genutzt werden, so Lauerwalds Idee. Im Pferdestall würde sich ein Gästeservice für die Albrechtsburg oder aber auch für die Stadt Meißen und sogar die Manufaktur anbieten. Inhaltliche Anknüpfungspunkte gibt es. Im Schloss wurde 1710 fast 150 Jahre lang die erste europäische Porzellanmanufaktur eingerichtet. Und im Kornhaus standen die Brennöfen.
Unterm Dach ist ebenfalls ein großer Raum, der aber frei bleiben soll. Die Meißner Dombauhütte hatte die letzten Tage offene Stellen geschlossen, sodass die Tauben nicht mehr ein- und ausfliegen können. Das Dach hat ein paar kleinere Löcher. Es muss neu gedeckt werden. Lauerwald rechnet mit Kosten von 950.000 Euro.
Die Neueindeckung ist das Erste, was im Kornhaus baulich passieren wird. Der Baustart soll noch in diesem Jahr sein. Am Mittwoch war Lauerwald im Landesamt für Denkmalpflege in Dresden. Die Behörde sicherte finanzielle Unterstützung zu. Lauerwald sagt, das klang verheißungsvoll. Er hofft, dass die Landesfördergelder für die Dachdeckung reichen werden. „Natürlich müssen wir noch freie Handwerkerkapazitäten finden“, sagte Lauerwald. Das werde noch mal eine Herausforderung.
Ein Museum ist nicht wirtschaftlich
Danach sollte die Außenhülle des Gebäudes saniert werden. Insbesondere die Seite zum Burghof sei dabei wichtig. Hier schätzt Lauerwald die Kosten auf über drei Millionen Euro. Insgesamt, so sagt er, werden es am Ende wohl doch etwa 15 Millionen Euro Gesamtsanierungskosten werden. Allerdings hänge viel von der späteren Nutzung ab. Ein Museum hält Lauerwald nicht für geeignet. Das könne schwer wirtschaftlich betrieben werden. Das müsste der Freistaat übernehmen. Darauf mag Lauerwald aber nicht hoffen, denn schon zu oft habe er hören müssen, dass Sachsen keine Verwendung für die Flächen im Kornhaus habe.
Ein Großteil des Gebäudes – die zweieinhalb Geschosse zwischen Pferdestall und Dachboden – wurde zuletzt als Wohnungen genutzt. Noch stehen die alten Kachelöfen, Duschen und Kohleherde in den Zimmern. Die Türen sind ganz alt, noch aus gotischen Zeiten. Ein bisschen wie in einem Museum. Lauerwald hält eine künftige Wiedernutzung dieser Räume als Wohnungen nicht für sinnvoll. Der Zuschnitt der Zimmer sei nicht ideal, es fehlen Balkons. Beeindruckend sind die meterdicken Wände, die ja früher Teil der Stadtmauer waren.
Es ist deutlich zu sehen, dass im Inneren des Hauses auf Mindeststandards geachtet wurde. Es sieht einigermaßen sauber aus. Zwar gibt es noch keinen Strom, dafür aber Wasser. Künftig, so Lauerwald, müssten wohl Gasheizungen installiert werden, weil die Meißener Stadtwerke einen Anschluss an die Fernwärme nicht schaffen.
Die Nummer 1 wird in eine 15 getauscht
Lauerwalds Grundproblem ist, dass er keine von Steuergeld finanzierte Behörde ist. Er muss für seine private Stiftung die Nutzung des Kornhauses irgendwie wirtschaftlich abbilden. Es muss wenigstens eine schwarze Null herauskommen. Also benötigt er später Mieteinnahmen. Die Gedanken für eine sinnvolle und wirtschaftliche Nutzung werden wohl weiter gesponnen werden müssen.
Jetzt erst einmal will Lauerwald viel Geld einsammeln. Draußen, überm Eingang, hängt ein großes Banner, das zum Spenden auffordert. In nächster Zeit werden die Verhandlungen um Fördergelder weitergehen. Mit den 2.700 Euro Spendenerlös der Aktion des Kuratoriums „Rettet Meißen – jetzt!“ rechnet Lauerwald fest. Und ganz hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass eines Tages die Albrechtsburg doch noch sagen wird: Das Kornhaus war und ist ein Teil von uns.
Als er die große Tür wieder abschließt, sagt Lauerwald mit dem Blick auf die Hausnummer 1: „Diese Hausnummer werden wir leider verlieren. Die Stadt hat uns jetzt eine neue gegeben. Die 15.“ Aber so schlimm ist das vielleicht gar nicht, immerhin trug Franz Beckenbauer diese Nummer auf seinem Weltmeister-Trikot im Jahr 1974.
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Eine Zukunft für das Meißner Kornhaus
Die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung hat das Kornhaus erworben. Mit diesem Schritt wollen wir die endlose Hängepartie beenden, den weiteren Verfall des altehrwürdigen Hauses stoppen und ihm seine Würde zurückgeben. Das Sanierungsprojekt ist zweifellos eine große Aufgabe, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Wir sehen dieses Projekt als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung hat das Kornhaus erworben. Mit diesem Schritt wollen wir die endlose Hängepartie beenden, den weiteren Verfall des altehrwürdigen Hauses stoppen und ihm seine Würde zurückgeben. Das Sanierungsprojekt ist zweifellos eine große Aufgabe, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Wir sehen dieses Projekt als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Jeder kann seinen Beitrag leisten. Das Kornhaus war jahrhundertelang Teil der Albrechtsburg. Es wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeitgleich mit der Albrechtsburg erbaut und ist damit Teil der sächsischen DNA. Dieser Zusammenhang ist in den letzten Jahrzehnten leider aus dem Blick geraten.
Die Stiftung hofft auf breite Unterstützung für das Vorhaben. Wir freuen uns über jede Spende. Bei Mitteilung der Spenderadresse stellen wir natürlich eine Spendenbescheinigung aus.
Spendenkonto: Otto- und-Emma-Horn-Stiftung, IBAN: DE40 8505 5000 3000 0302 03.Herzlichen Dank!
Tom Lauerwald
Stiftungsverwalter
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Das Meißner Kornhaus ist überraschend verkauft worden
Wie geht es weiter mit dem Kornhaus in Meißen? Eine Meißner Stiftung hat das Gebäude neben der Albrechtsburg gekauft. Zuerst soll das Dach erneuert werden – doch die ganze Sanierung dürfte Millionen kosten. – Sächsische Zeitung, 27.12.2023, Von Ulf Mallek
Wie geht es weiter mit dem Kornhaus in Meißen? Eine Meißner Stiftung hat das Gebäude neben der Albrechtsburg gekauft. Zuerst soll das Dach erneuert werden – doch die ganze Sanierung dürfte Millionen kosten.Sächsische Zeitung, 27.12.2023, Von Ulf Mallek
Meißen. Große Überraschung für die Stadt Meißen und die gesamte Region: Eine bereits 17 Jahre andauernde Hängepartie um das Kornhaus neben der Albrechtsburg ist mit einem Schlag beendet worden. Das historisch wertvolle, aber bereits recht verfallene Gebäude ist verkauft worden. Käufer ist die gemeinnützige Hornsche Stiftung mit Sitz in Meißen. Der Verkauf ist kurz vor Weihnachten notariell beglaubigt worden. Das bestätigte die Stiftung Sächsische.de. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden. Nach Informationen von Sächsische.de soll er etwa eine Million Euro betragen haben.
Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung ist Tom Lauerwald. Er ist sich der Größe des Projektes bewusst. „Wir werden das Meißner Kornhaus retten“, sagte er. „Aber schrittweise.“ Da es teilweise bereits in das Gebäude hineinregnet, müsse zunächst das Dach neu gedeckt werden. Die Kosten dafür werden mit rund 900.000 Euro veranschlagt.
2008 wurde das Kornhaus durch die Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen mbH (SEEG) für 500.000 Euro an die österreichisch-italienische Venere GmbH verkauft. Das Unternehmen wollte die 550 Jahre alte Immobilie eigentlich zu einem Luxushotel umbauen, scheiterte aber daran. Zuletzt versuchte es, das Objekt mit Gewinn irgendwie loszuschlagen, was ihm jetzt nur teilweise gelang. Denn der Erlös ist angesichts der zu zahlenden Steuern und bereits erfolgter Sicherungsmaßnahmen über einen langen Zeitraum von 15 Jahren nicht allzu hoch.
8 Millionen Euro Sanierungskosten
Das Meißner Kornhaus rief im Sommer vorigen Jahres deutschlandweite Aufregung hervor, als die AfD einen Erwerb des Gebäudes ankündigt hatte. Es gab sogar eine Absichtserklärung des AfD-Bundesvorstandes mit dem Ziel, auf dem Burgberg in Meißen ein Tagungszentrum zu installieren. Darauf initiierten Wettermoderator Jörg Kachelmann und der vor einigen Tagen gestorbene Sänger Gunther Emmerlich eine groß angelegte Spendenkampagne, die allerdings nur wenige Tausend Euro einbrachte und somit scheiterte. Die Situation entspannte sich jedoch wieder, als der für den 4. Juli 2022 angesetzte Versteigerungstermin des Kornhauses abgesagt wurde. Die Eigentümer hatten kurzfristig ihre Schulden bei der Stadt Meißen gezahlt.
Obwohl es Teil des freistaatlichen Meißner Burgensembles ist, hat das Land Sachsen bis zuletzt eine Übernahme stets abgelehnt und darauf verwiesen, dass man aktuell keine Nutzungsmöglichkeit sehe. Die Stadt Meißen als langjähriger Eigentümerin wäre mit der Sanierung finanziell komplett überfordert. Früheren Schätzungen zufolge sind rund 20 Millionen Euro nötig, um die Bausubstanz zukunftsfähig zu sanieren. Neuere Schätzungen gehen allerdings nur noch von acht Millionen Euro aus.
„Wir benötigen sehr viele Spenden“
Tom Lauerwald sieht aktuell vor allem den Freistaat Sachsen in der Pflicht. Er könne das Kornhaus zu einem Teil der 2029 geplanten Landesausstellung anlässlich der Gründung Meißens vor 1.100 Jahren machen. Möglich sei die Einrichtung repräsentativer Räume für eine freistaatliche Nutzung. Lauerwald sagte weiter, das Gebäude sei groß genug, um die Behörde Staatliche Schlösser und Gärten aufzunehmen. Nach seinen Informationen plane sie ohnehin einen Umzug von der Stauffenbergallee in Dresden in den Großen Garten. Das weitaus bessere Signal wäre ein Umzug ins Meißner Kornhaus, in die Wiege Sachsens.
Lauerwald ruft zu Spenden für das große Projekt auf. Er frage sich auch, wo die Spenden der Aktion von Kachelmann und Emmerlich geblieben seien. Sie werden jetzt dringend benötigt. Zudem plane die Hornsche Stiftung demnächst die Anbringung eines großen Banners an das Kornhaus, das zu weiteren Spenden aufruft. „Anders werden wir es nicht schaffen“, sagte Lauerwald. „Wir benötigen sehr viele Spenden.“
Das Kornhaus wurde als ein reiner Zweckbau 1493 im Zuge der Meißner Schlosserweiterung fertiggestellt. Nach Ansicht des Meißner SPD-Landtagsabgeordneten Frank Richter könnte das Kornhaus in öffentlicher und zivilgesellschaftlicher Hand ein Kultur- und Begegnungszentrum sein, das auch von den politischen Repräsentanten des Freistaates genutzt werden könnte, alltäglich aber von den Vereinen und Verbänden, Bürgerinitiativen und Projekten Meißens und seines Umlandes.