Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Meißen

Kategorie: Presse

  • Millionen-Spende fürs Kornhaus

    Millionen-Spende fürs Kornhaus

    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat in Meißen eine Förderung über 1,3 Millionen überreicht.

    Sächsische Zeitung, André Schramm, 03.04.2025

    Lange Zeit war es nicht gut bestellt um die Zukunft des rund 500 Jahre alten Speichers auf dem Domplatz in Meißen. Das Anwesen gleich neben der Albrechtsburg gammelte vor sich hin – bis es die in Meißen ansässige Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Ende 2023 kaufte. Seither geht es zügig voran. Das Haus wurde entkernt und auch am Dach ordentlich Hand angelegt. „Ein Drittel des Daches ist bereits neu gedeckt. Die Dachstuhlarbeiten befinden sich schon im letzten Drittel“, sagte Stiftungsverwalter Tom Lauerwald bei einem Pressetermin am Mittwoch.

    Grund für das Treffen war eine Förderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, überreichte einen Scheck in Höhe von 1,383 Millionen Euro. „Solche Summen sind auch für uns eine Seltenheit“, sagte er. Das Geld stammt aus mehreren Einzelspenden und einer größeren Zuwendung. Der große Beitrag kam demnach von einer weiteren Stiftung, mit der die Deutsche Stiftung Denkmalschutz schon länger zusammenarbeitet.

    Öffentliche und private Nutzung angedacht

    Gedacht ist das Geld für die Außenhautsanierung, also Fassade, Fenster und Türen. Insgesamt hat die Hornsche Stiftung für Dach und Fassade 2,5 Millionen Euro eingeplant. Mit der Spende sind die Arbeiten komplett durchfinanziert. Dementsprechend groß war die Freude beim Stiftungsverwalter. „Als wir vor der Entscheidung standen, das Kornhaus zu kaufen, war völlig klar, dass wir dafür Partner brauchen. Diese haben wir nun gefunden“, sagte Lauerwald. Die Fassade ist schon länger eingerüstet. Es gibt sogar schon eine erste Putzprobe.

    Die Arbeiten an der Außenhaut sollen demnächst beginnen. Lauerwald hofft, dass das Gros bis zum Herbst fertig wird. Ende Juni, so der Plan, soll das komplette Dach eingedeckt sein. „Restarbeiten an Fenstern, Toren und Türen werden voraussichtlich noch bis zum ersten Quartal 2026 dauern“, sagte er. Die künftige Nutzung soll privaten, aber auch öffentlichen Charakter haben. So sind u. a. mehrere Wohnungen geplant.

    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finanziert sich nicht über staatliche Zuschüsse, sondern ausschließlich über Spenden. Dazu finden auch regelmäßig Runden mit potenziellen Geldgebern statt, in denen Projekte vorgestellt werden, die dringend Unterstützung benötigen. In einer dieser Zusammenkünfte war auch das Exposé des Meißner Kornhauses Thema gewesen. Das zog dann die große Einzelspende nach sich.

    „Allein schon der Bau war eine riesige Kraftanstrengung. Viele Jahrhunderte wurde das Haus dann instand gehalten. Es waren Zeiten, in denen es den Menschen weitaus schlechter ging als heute. Wenn wir in 500 Jahren von einer Wolke herabschauen, dann können wir behaupten: Wir haben das auch geschafft“, sagte der Chef der Deutschen Stiftung Denkmalschutz abschließend.

    Das Kornhaus in Meißen wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, als Wirtschaftsgebäude. „Man hatte es am damaligen Stadtrand gebaut, um das Mauerwerk gleich als Stadtmauer nutzen zu können. Ein Trick, der damals häufig angewendet wurde“, sagte Dombaumeister Knut Hauswald. Weil das Haus für schwere Lasten konzipiert worden war, ist es auch heute aus statischer Sicht immer noch unverwüstlich.

    Ein Highlight ist der freischwebende Dachstuhl mit einer Sparrenlänge von 13,50 Metern. „Ein Meisterwerk und zur damaligen Zeit ein absolutes Novum“, so Hauswald. Datiert ist der älteste Teil des Dachgebälks auf das Jahr 1494. Das Meißner Rathaus, gut 20 Jahre älter, besitze noch Stützbalken, sagte er. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Nutzung mehrmals. Zuletzt waren Wohnungen darin untergebracht. 2006 musste die Stadt Meißen das Haus aufgrund von Geldproblemen verkaufen. Die Pläne der neuen Eigentümer, ein nobles Hotel zu entwickeln, zerschlugen sich.

    Nicht die einzige Zuwendung

    Im Jahr 2022 war eine Zwangsversteigerung angesetzt worden, weil die Eigentümer ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Stadt nicht nachkamen. Im Vorfeld des Gerichtstermins bekundete auch die AfD Interesse, mitbieten zu wollen. Das sorgte bundesweit für Schlagzeilen und Widerstand durch Prominente, wie Gunther Emmerlich und Jörg Kachelmann. Kurz vor dem Termin wurden die Schulden allerdings beglichen. Mehr als ein Jahr später reiste Tom Lauerwald nach München und kaufte im Namen der Stiftung das Kornhaus.

    Die Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist nicht die einzige Zuwendung. Vor knapp einem Jahr konnte sich Tom Lauerwald schon einmal freuen. Damals erhielt seine Stiftung einen Fördergeldbescheid aus dem Sächsischen Landes-Denkmalprogramm des Freistaates über 800.000 Euro. Das Geld floss in die Dachsanierung. Daneben sammelt die Hornsche Stiftung auch selbst Spenden für das Projekt.

    Aufgrund der aktuellen Bauarbeiten ist das Kornhaus in diesem Jahr nicht beim Steampunk-Festival (11. bis 13. Juli 2025) dabei. Im vergangenen Jahr fand in dem Anwesen die Maker-Messe statt. Sie lockt 2025 wieder in den Burgkeller ein.

    Kornhaus Meißen Presse

    Quelle: SZ, 3.4.2025
    https://www.saechsische.de/lokales/meissen-lk/meissen/meissen-1-3-millionen-euro-fuer-kornhaus-sanierung-JDETGYDFH5HWBK72B6QELUGDEY.html

  • Baubeginn am Kornhaus Meißen

    Baubeginn am Kornhaus Meißen

    Zentimeterarbeit: Der große Kran kam gerade so durch das Burgtor auf dem Burgberg. Bis Mai nächsten Jahres wird das komplette Dach neu eingedeckt.

    Sächsische Zeitung, 01.10.2024, Ulf Mallek

    Das war wirklich eine Zentimetersache. Ganz langsam fuhr der schwere gelbe Autodrehkran durch das enge erste Meißner Burgtor. Die Kabine musste abmontiert werden, sonst hätte er nicht durchgepasst. Aber auch so war es sehr knapp. Das große Fahrzeug füllte das Tor fast vollständig aus. Der Fahrer blieb dennoch cool und fuhr ohne einmal zu Bremsen und ohne Schrammen durch. „Unglaublich“, kommentierte am Dienstag der Bauherr des Meißner Kornhauses Tom Lauerwald diese fahrtechnische Höchstleistung. „Ich habe Blut und Wasser geschwitzt.“

    Mit dem großen Kran der Meißner Firma Mentner startete wie geplant am 30. September der Bau am Großprojekt Meißner Kornhaus, das bereits zum großen Teil eingerüstet ist. Dachdecker aus Lommatzsch entfernen die alten Dachschindeln, werfen sie in bereitstehende Container und der Kran hebt sie herunter. Die große Dachfläche von rund 2.000 Quadratmeter wird in drei Etappen erneuert, mit sächsischen Biberdachschindeln.

    „Zunächst wird von einem Drittel die alte Dacheindeckung entfernt. Dann wird repariert und neu gedeckt. Danach kommt das zweite Drittel dran und danach das letzte“, sagte Lauerwald, Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung, die das 500 Jahre alte Haus Ende 2023 für rund eine Million Euro von italienischen Investoren gekauft hatte. Die Stiftung bezahlte die Summe, ohne Kredite aufnehmen zu müssen. Tom Lauerwald sagte unmittelbar nach dem Kauf: „Wir haben für uns beschlossen, dass wir das Kornhaus kaufen und retten können. Deshalb haben wir es getan.“

    Die Dinge entwickeln sich für die Stiftung bessert als erwartet. Zum einen, weil die Kosten wohl niedriger ausfallen als zunächst geplant, zum anderen, weil Fördergelder besser und schneller als gedacht fließen. Neben den 800.000 Euro vom Freistaat Sachsen für das Dach gibt es Geld von der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz. Sie will eine Großspende nach Meißen ins Kornhaus lenken. Sie soll bei über eine Million Euro liegen. Spenderin ist eine vermögende Dame, die anonym bleiben möchte.

    Lauerwald rechnet für den aktuellen ersten Bauabschnitt mit einer Bauzeit bis Mai nächsten Jahres. Die Kosten liegen bei etwa 950.000 Euro. Die Farben werden die ursprünglichen sein, roter sächsischer Biber. „Allerdings wird das Dach mehr leuchten, weil die Steine ja neu sind.“ Parallel zu den Dacharbeiten werden demnächst Fachleute den Putz untersuchen. Ziel ist, so viel wie möglich vom originalen Zustand zu erhalten. Der Putz wird ein hellere, leicht orange Farbe erhalten. Die Putzarbeiten im zweiten Bauabschnitt werden wohl bis 2026 dauern. Die Kosten für den zweiten Abschnitt liegen wohl bei 1,5 Millionen Euro, sodass die komplette Erneuerung Außenhülle etwa 2,5 Millionen Euro kosten wird. Der Innenausbau wird noch mal deutlich teurer. Die ursprünglich einmal geplanten 15 Millionen Euro fürs Gesamtprojekt werden wohl nicht benötigt. Neuere Schätzungen gehen eher von acht Millionen aus.

    „Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass wir ein dreiviertel Jahr nach dem Kauf schon so weit sind“, sagte Lauerwald. Mit dem Meißner Architekten und Dombaumeister Knut Hauswald hat Lauerwald einen Partner gefunden, mit dem er auf einer Welle planen kann. Ziel ist, so viel wie möglich zu erhalten und wiederzuverwenden. „Wir möchten alles, was sich retten lässt, auch retten, also reparieren und nicht sanieren“, sagte Hauswald.

    Wiedervereinigung mit der Albrechtsburg?

    Noch offen ist die Nutzung des großen Gebäudes neben der Albrechtsburg. Inzwischen hat sich Lauerwald mit dem Gedanken angefreundet, in der oberen Etage Wohnungen einzurichten. Die darunter liegende Etage könnten Tagungsräume oder Büros werden, Erdgeschoss und Keller werden Ausstellungen und Events vorbehalten bleiben. Hoffnungsfrohe Signale, sagte Lauerwald, gebe es aus Richtung der Staatsregierung. Ganz beiseite geschoben habe man den Gedanken, das Kornhaus in die Landesausstellung Sachsen zu integrieren, wohl nicht. Lauerwalds Stiftung ist keine von Steuergeld finanzierte Behörde. Er muss die Nutzung des Kornhauses wirtschaftlich abbilden. Also benötigt er später Mieteinnahmen.

    Noch eine gute Nachricht für Lauerwald: die 2.700 Euro Kornhaus-Spendengelder der Aktion des Kuratoriums „Rettet Meißen – jetzt!“ kommen demnächst an sein Ziel.

    Das ganz große Ziel, oder zumindest eine Option für die Zukunft, ist die Wiedervereinigung von Albrechtsburg und Kornhaus. Wie es früher ein mal war. Doch davon will heute offiziellerseits niemand etwas wissen. Noch nicht.

    SZ

  • Der falsche Bischof von Meißen

    Der falsche Bischof von Meißen

    Neues Buch liefert Spannendes zu Meißens Möchtegern-Bischof

    Sächsische Zeitung, Andre Schramm, 26.09.2024

    Im 14. Jahrhundert nutzte ein Diener den überraschenden Tod seines Herren und trat heimlich an seine Stelle. Der Schwindel fiel alsbald auf. Die ganze Geschichte ist in der aktuellen Ausgabe des Geschichtsmagazins „Monumenta Misnensia“ nachzulesen.

    Meißen. Martin von Zips (um 1400 bis 1464), auch bekannt als Martin von Leibitz, war Abt im Wiener Kloster der Schottenbergbenediktiner und hinterließ in seiner Autobiografie eine filmreife Story, die sich im 14. Jahrhundert zugetragen hat. Demnach soll ein Diener mit dem Bischof von Meißen nach Rom gereist sein. Auf dem Rückweg von der römischen Kurie verstarb der Bischof. Sein Diener nutzte die Gunst der Stunde und klaute kurzerhand die Identität des Geistlichen.

    Bislang wurde dieser Überlieferung kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen war sie auch nicht. Der polnische Historiker Stanisław A. Sroka brachte mit seinem wissenschaftlichen Beitrag für das aktuelle Jahrbuch „Monumenta Misnensia“ nun Licht ins Dunkle. Der einzige (echte) Bischof, auf den dieses Schicksal zutrifft, war Dietrich von Schönberg. Wo er verstarb, war zunächst nicht genau bekannt. Aus Aufzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert ging hervor, dass er auf dem Rückweg der Bischofsweihe in Niederösterreich aus dem Leben schied. Jedenfalls wurde sein plötzlicher Tod von seinem Diener schamlos ausgenutzt. Er nahm das bischöfliche Gewand und die päpstliche Bulle in seinen Besitz. Nicht nur das: Der falsche Bischof weihte auch Priester. Wie lange der Hochstapler sein falsches Spiel aufrechterhalten konnte, wie der Schwindel aufflog, und welche Konsequenzen das nach sich zog – auch das wird erzählt.

    Neuer Herausgeber

    Nicht minder interessant: Der Beitrag über Johann Gottlob Große, einen „Flaschner“, der die Pumplampe erfand. Die neuartige Innenraumbeleuchtung „made in Meißen“ brachte viele Vorteile mit sich. Vor allem ihre Standfestigkeit sorgte für einen höheren Schutz vor Bränden, aber auch die Ausleuchtung war besser als bei bisherigen Modellen. Insgesamt enthält Band 16 der „Monumenta Misnensia“ zwölf Beiträge zu verschiedensten Meißner Geschichtsthemen, darunter auch Beiträge über die „Bauernwinzerei des 17. Jahrhunderts in Meißen-Zscheila“ und das „Crasso‘sche Weinberghaus“. Alle Texte entsprechen wissenschaftlichen Standards.

    Ebenfalls neu ist der Herausgeber: Erstmals wird das Buch durch die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Meißen herausgebracht. Seit 1998 war die wissenschaftliche stadtgeschichtliche Reihe in der Regie des Dombau-Vereins in Zusammenarbeit mit dem Hochstift Meißen und dem Freundeskreis der Albrechtsburg erschienen. Der Wechsel des Herausgebers, so sagte Dr. Matthias Donath vom Dombau-Verein, habe steuerliche Gründe gehabt. Auch andere finanzielle Gesichtspunkte spielten wohl eine Rolle. Die redaktionelle Betreuung wird aber auch weiterhin in seinen Händen liegen. Nicht nur er freute sich, dass es mit der Geschichts-Reihe weitergeht. „Sie passt auch gut zu der Stiftung. Otto Ernst Horn war geschichtsaffin und auch Mitglied im damaligen Geschichtsverein“, sagte Tom Lauerwald, Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung.

    Das Buch erscheint im Zweijahres-Rhythmus und hat eine Auflage von 200 Exemplaren. Erhältlich ist es beim Hochstift Meißen und dem Donatus-Verlag für 14,50 Euro.

    Quelle: SZ

  • Dombaumeister: Das Meißner Kornhaus ist der fehlende Baustein der Wiege Sachsens

    Dombaumeister: Das Meißner Kornhaus ist der fehlende Baustein der Wiege Sachsens

    Laut Dombaumeister Knut Hauswald ist in zwei Jahren das Kornhaus-Dach gedeckt und die Fassade erneuert. Der Bau ist der absolute Gegenentwurf zum Hotelprojekt.

    Sächsische Zeitung, 01.02.2024, Ulf Mallek

    Herr Hauswald, man sagt, Sie hätten großen Anteil daran, dass das historische Meißner Kornhaus jetzt einen neuen Besitzer hat. Was ist da dran?

    Die ganze Zeit seit dem Verkauf des Kornhauses an die italienische Firma Mercurio durch die Stadt Meißen im Jahr 2006 habe ich mich um einen guten Kontakt zu den Eigentümern bemüht. Das ist auch weitgehend gelungen. Die Dombauhütte stand auch immer bereit, wenn Bauschäden am Kornhaus repariert werden mussten. Die damaligen Eigentümer haben für nötige Reparaturen Geld zur Verfügung gestellt. Tatsächlich stellte ich zuletzt auch die nötigen Kontakte zwischen dem neuen Käufer, der Hornschen Stiftung in Meißen und den Alteigentümern, her.

    Warum ist das Kornhaus so wichtig für Meißen? Weil es einfach Teil des historischen Burgbergs ist?

    Ja, das Kornhaus ist der fehlende Baustein an der Wiege Sachsens. Eigentlich gehört es immer schon zur Albrechtsburg. Es war der Wirtschaftstrakt der Albrechtsburg mit einer Küche, dem Lager für Naturalabgaben, einem Weinkeller und ab 1525 auch dem Pferdestall. Im Grunde war die Albrechtsburg aber eine Investruine.

    Die Brüder Albrecht und Ernst hatten sich gestritten und Sachsen zerfiel in zwei Linien. Die Fürsten und Könige haben niemals in der Burg gewohnt. Das änderte sich in der Manufakturzeit im 18. und 19. Jahrhundert. Da erhielt die Burg einen wirtschaftlichen Sinn. Das Kornhaus wurde dadurch wichtig als Fabrikationsgebäude für die Masseaufbereitung im Keller und für Arbeitsräume in den Etagen. Für das Brennhaus musste ein Teil abgebrochen werden.

    Als in der dritten Phase nach dem deutsch-französischen Krieg 1871 der Nationalismus in Sachsen und Deutschland blühte, ist der Burgberg gezielt zur Wiege Sachsens entwickelt worden. Zur Verherrlichung der Wettiner. Nach dem Auszug der Manufaktur war die Albrechtsburg ein nationales Denkmal. Daher wurde das Kornhaus so eine Art Apartementhaus für Staatsgäste zum Übernachten.

    Diese Apartmentstruktur hat sich bis heute erhalten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden aus den Apartments richtige Wohnungen, die bis 2008 vermietet waren. Der Stadt Meißen fiel das Gebäude mit vielen Altschulden nach der Wende zu, weil dort diese kommunalen Wohnungen existierten.Der Verkauf des Gebäudes 2006 über eine Immobilienmesse entlastete die damalige SEEG stark.

    Als die Mercurio Immobilien GmbH das Kornhaus von der Stadt kaufte, haben Sie die Umbaupläne für ein Fünfsternehotel mit 48 Zimmern gemacht. Sie lagen wohl 2008 vor, das Landesamt für Denkmalpflege war aber nicht so einverstanden. Weshalb scheiterten diese Pläne?

    Wir hatten sogar eine rechtsgültige Baugenehmigung, das Landesamt für Denkmalpflege stimmte unter Schmerzen zu. Die Genehmigung wurde sogar noch mal verlängert. Das Scheitern der Hotelpläne lag vor allem an der weltweiten Finanzkrise 2008/2009. Auch die finanzierende Bank wackelte. Da brach das Konstrukt zusammen. Die Baukosten damals beliefen sich auf 6 bis 8 Millionen Euro.

    Dann passierte lange Zeit nichts. Bis zur Versteigerungs-Idee der Altbesitzer in 2022 und der Möglichkeit, die AfD könnte das Haus kaufen, oder?

    Der italienische Geschäftsführer hatte immer darauf geachtet, dass nötige Reparaturen am Gebäude ausgeführt wurden. Vermutlich auch deshalb, weil Italiener generell sehr denkmalaffin sind. In der Öffentlichkeit wurde das anders wahrgenommen. Das hing vor allem damit zusammen, dass die Besitzer aus Nachlässigkeit die Grundsteuer und Sanierungsgebietsumlagen nicht pünktlich bezahlten. Daher kam auch die Drohung der Stadt mit der Zwangsversteigerung. Ich habe mich sehr bemüht, dass die ausstehenden Summen nachgezahlt wurde, was auch geschah – und die Versteigerung wurde abgesagt.

    Dabei lief vieles im Verborgenen, die AfD spielte eine Rolle in den Kaufverhandlungen. Haben Sie Tom Lauerwald von der Hornschen Stiftung angesprochen und ihn gebeten, das Kornhaus zu kaufen?

    Nein, das war seine Idee. Abgesehen davon haben wir ein gutes Verhältnis, und ich durfte für seine Stiftung die Sanierung Lommatzscher Tor 1 in Meißen planen und den Bau leiten. Als klar wurde, dass das Kornhaus erschwinglich wurde, stellte ich den Kontakt her. Nach dem Kauf ist die Stiftung öffentlich präsent geworden.

    Wie geht es jetzt weiter?

    Wir nehmen uns zwei Jahre Zeit für die Sanierung des Dachs und der Fassade, damit das Gebäude gerettet ist. Dabei möchten wir sehr vorsichtig und denkmalgerecht vorgehen. Wir möchten alles, was sich retten lässt, auch retten, also reparieren und nicht sanieren. Dabei nehmen wir uns Zeit. Wir träumen schon davon, dass sich zu 1.100-Jahr-Feier von Meißen im Jahr 2029 das Kornhaus mit dem Erdgeschoss und dem Keller der Öffentlichkeit präsentieren wird.

    Wie wird die Fassade aussehen? Wie die Albrechtsburg?

    Nein, die Albrechtsburg ist gotisch, das Kornhaus neogotisch. Schon deshalb wird es nicht wie die Burg aussehen können. Wir werden sehen, ob wir an die Ursprungsfarbe herankommen und wie sie dann aussieht. Das ist natürlich der absolute Gegenentwurf zu den Hotelplänen: sehr spartanisch, stark denkmalgerecht. Ich bin sehr dankbar, dass ich jetzt diese neue denkmalgerechte Sanierung wieder als Architekt begleiten darf. Der Landeskonservator unterstützt uns sehr.

    Die Nutzung ist aber noch offen. Was denken Sie?

    Meine Lieblingsvariante ist, dass das Erdgeschoss und das spektakuläre Kellergeschoss öffentlich oder zumindest halböffentlich genutzt wird. Der bauliche Zustand des Gebäudes ist relativ gut. Es wurde sehr solide gebaut, hier wurden riesige Mengen gelagert. Das Haus steht auf Felsen, hier rutscht auch nichts den Hang hinunter. Im einfachsten Fall geht man mit der Kalkspritze durch und kann die neogotischen Räume im Erdgeschoss und im Keller der Öffentlichkeit präsentieren. Vielleicht kommen wir sogar noch weiter.

    Und die Wieder-Zusammenführung mit der Albrechtsburg ist keine Option?

    Zumindest haben sie ein Problem mit Wechselausstellungen in der Albrechtsburg. Da ist der Platz knapp. Offiziell dementiert der Freistaat einen neuen Platzbedarf. Aber wer weiß schon, was noch kommt.

    Das Gespräch führte Ulf Mallek.

  • Deutsche Stiftung Denkmalschutz

    Deutsche Stiftung Denkmalschutz

    In Meißen erhebt sich über der Elbe auf einem Felsplateau der Burgberg. Die vorherige Markgrafenburg aus dem 10. Jahrhundert wurde ab 1471 zum ersten deutschen Schloss umgebaut, der Name „Albrechtsburg“ stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das ganze Schlossensemble gilt als die „Wiege Sachsens“.

    Das dazugehörige Kornhaus wurde um 1491 fertig gestellt, es gilt als eines der repräsentativsten und auch ältesten Gebäude Sachsens. Nach mehrfachen Umnutzungen – unter anderem für die Meißener Porzellan-Manufaktur – stand das Kornhaus lange leer. Nun sind dringende Sanierungsarbeiten erforderlich. Dank einer großzügigen Spende kann die Deutsche Stiftung Denkmalschutz helfen, den Verfall des Kornspeichers aufzuhalten!

    https://www.denkmalschutz.de/denkmal/kornhaus.html