Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Meißen

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  • Baustart am Meißner Kornhaus ist noch in diesem Jahr vorgesehen

    Baustart am Meißner Kornhaus ist noch in diesem Jahr vorgesehen

    Das Kornhaus direkt neben der Albrechtsburg in Meißen ist besser in Schuss als erwartet. Dennoch rechnet der neue Eigentümer jetzt mit Sanierungskosten von 15 Millionen Euro. Das Land Sachsen will ihm helfen.

    Sächsische Zeitung, 18.01.2024, von Ulf Mallek

    Links neben der großen alten Tür hängt ein kleines blaues Schild mit der weißen Nummer 1. Hier steht es, das erste Haus am Meißner Domplatz: das historische Kornhaus neben der Albrechtsburg. Tom Lauerwald, Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung, ist der neue Eigentümer. Zum ersten Mal nach dem Kauf des Objektes kurz vor Weihnachten lässt er die Öffentlichkeit einen Blick ins Innere des über 500 Jahre alten Gebäudes werfen.

    Der erste Eindruck: das Haus ist besser in Schuss als erwartet. Zwar sieht es innen nicht gerade einladend aus, Tapeten hängen von den Wänden, aber Nässe-, Schimmel- oder stärkere Bauschäden gibt es nicht. Es riecht auch nicht muffig.

    Neues Ziel der Alteigentümer war dann der Verkauf zum Bestpreis, was ihnen aber auch nicht so richtig gelang. Sie hatten das Haus im Jahr 2007 für 500.000 Euro von der Stadt Meißen erworben, kämpften später aber mit Folgekosten. Trotz paralleler Verhandlung mit der AfD als weiteren möglichen Käufer wurden sie es erst im Dezember vorigen Jahres für rund eine Million Euro los.

    Die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung bezahlte die Summe, ohne Kredite aufnehmen zu müssen. „Wir haben unsere Geldanlagen, unsere ETFs allesamt aufgelöst“, sagt Lauerwald. „Das hat aber gereicht.“ Die Stiftung musste keine ihrer Immobilien verkaufen oder beleihen. Auch Hilfsgelder von wohlmeinenden Meißner Bürgern oder Unternehmern waren nicht nötig. Tom Lauerwald: „Wir haben für uns beschlossen, dass wir das Kornhaus kaufen und retten können. Deshalb haben wir es getan.“

    Kreuzgewölbe für Events

    Der wohl repräsentativste Raum ist gleich im Erdgeschoss links: Das neogotische Kreuzgewölbe, das früher ein Pferdestall und ein Kutschenraum war. Das Kornhaus wurde parallel zur Albrechtsburg in der Zeit von Arnold von Westfalen 1471 errichtet. Es war so eine Art Wirtschaftsgebäude für die Burg. Auch der recht große gotische Keller (57 Meter Länge, 10 Meter Breite) ist baulich in Ordnung. Er könnte gemeinsam mit dem Kreuzgewölbe für Events genutzt werden, so Lauerwalds Idee. Im Pferdestall würde sich ein Gästeservice für die Albrechtsburg oder aber auch für die Stadt Meißen und sogar die Manufaktur anbieten. Inhaltliche Anknüpfungspunkte gibt es. Im Schloss wurde 1710 fast 150 Jahre lang die erste europäische Porzellanmanufaktur eingerichtet. Und im Kornhaus standen die Brennöfen.

    Unterm Dach ist ebenfalls ein großer Raum, der aber frei bleiben soll. Die Meißner Dombauhütte hatte die letzten Tage offene Stellen geschlossen, sodass die Tauben nicht mehr ein- und ausfliegen können. Das Dach hat ein paar kleinere Löcher. Es muss neu gedeckt werden. Lauerwald rechnet mit Kosten von 950.000 Euro.

    Die Neueindeckung ist das Erste, was im Kornhaus baulich passieren wird. Der Baustart soll noch in diesem Jahr sein. Am Mittwoch war Lauerwald im Landesamt für Denkmalpflege in Dresden. Die Behörde sicherte finanzielle Unterstützung zu. Lauerwald sagt, das klang verheißungsvoll. Er hofft, dass die Landesfördergelder für die Dachdeckung reichen werden. „Natürlich müssen wir noch freie Handwerkerkapazitäten finden“, sagte Lauerwald. Das werde noch mal eine Herausforderung.

    Ein Museum ist nicht wirtschaftlich

    Danach sollte die Außenhülle des Gebäudes saniert werden. Insbesondere die Seite zum Burghof sei dabei wichtig. Hier schätzt Lauerwald die Kosten auf über drei Millionen Euro. Insgesamt, so sagt er, werden es am Ende wohl doch etwa 15 Millionen Euro Gesamtsanierungskosten werden. Allerdings hänge viel von der späteren Nutzung ab. Ein Museum hält Lauerwald nicht für geeignet. Das könne schwer wirtschaftlich betrieben werden. Das müsste der Freistaat übernehmen. Darauf mag Lauerwald aber nicht hoffen, denn schon zu oft habe er hören müssen, dass Sachsen keine Verwendung für die Flächen im Kornhaus habe.

    Ein Großteil des Gebäudes – die zweieinhalb Geschosse zwischen Pferdestall und Dachboden – wurde zuletzt als Wohnungen genutzt. Noch stehen die alten Kachelöfen, Duschen und Kohleherde in den Zimmern. Die Türen sind ganz alt, noch aus gotischen Zeiten. Ein bisschen wie in einem Museum. Lauerwald hält eine künftige Wiedernutzung dieser Räume als Wohnungen nicht für sinnvoll. Der Zuschnitt der Zimmer sei nicht ideal, es fehlen Balkons. Beeindruckend sind die meterdicken Wände, die ja früher Teil der Stadtmauer waren.

    Es ist deutlich zu sehen, dass im Inneren des Hauses auf Mindeststandards geachtet wurde. Es sieht einigermaßen sauber aus. Zwar gibt es noch keinen Strom, dafür aber Wasser. Künftig, so Lauerwald, müssten wohl Gasheizungen installiert werden, weil die Meißener Stadtwerke einen Anschluss an die Fernwärme nicht schaffen.

    Die Nummer 1 wird in eine 15 getauscht

    Lauerwalds Grundproblem ist, dass er keine von Steuergeld finanzierte Behörde ist. Er muss für seine private Stiftung die Nutzung des Kornhauses irgendwie wirtschaftlich abbilden. Es muss wenigstens eine schwarze Null herauskommen. Also benötigt er später Mieteinnahmen. Die Gedanken für eine sinnvolle und wirtschaftliche Nutzung werden wohl weiter gesponnen werden müssen.

    Jetzt erst einmal will Lauerwald viel Geld einsammeln. Draußen, überm Eingang, hängt ein großes Banner, das zum Spenden auffordert. In nächster Zeit werden die Verhandlungen um Fördergelder weitergehen. Mit den 2.700 Euro Spendenerlös der Aktion des Kuratoriums „Rettet Meißen – jetzt!“ rechnet Lauerwald fest. Und ganz hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass eines Tages die Albrechtsburg doch noch sagen wird: Das Kornhaus war und ist ein Teil von uns.

    Als er die große Tür wieder abschließt, sagt Lauerwald mit dem Blick auf die Hausnummer 1: „Diese Hausnummer werden wir leider verlieren. Die Stadt hat uns jetzt eine neue gegeben. Die 15.“ Aber so schlimm ist das vielleicht gar nicht, immerhin trug Franz Beckenbauer diese Nummer auf seinem Weltmeister-Trikot im Jahr 1974.

  • Das Meißner Kornhaus ist überraschend verkauft worden

    Das Meißner Kornhaus ist überraschend verkauft worden


    Wie geht es weiter mit dem Kornhaus in Meißen? Eine Meißner Stiftung hat das Gebäude neben der Albrechtsburg gekauft. Zuerst soll das Dach erneuert werden – doch die ganze Sanierung dürfte Millionen kosten.

    Sächsische Zeitung, 27.12.2023, Von Ulf Mallek

    Meißen. Große Überraschung für die Stadt Meißen und die gesamte Region: Eine bereits 17 Jahre andauernde Hängepartie um das Kornhaus neben der Albrechtsburg ist mit einem Schlag beendet worden. Das historisch wertvolle, aber bereits recht verfallene Gebäude ist verkauft worden. Käufer ist die gemeinnützige Hornsche Stiftung mit Sitz in Meißen. Der Verkauf ist kurz vor Weihnachten notariell beglaubigt worden. Das bestätigte die Stiftung Sächsische.de. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden. Nach Informationen von Sächsische.de soll er etwa eine Million Euro betragen haben.

    Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung ist Tom Lauerwald. Er ist sich der Größe des Projektes bewusst. „Wir werden das Meißner Kornhaus retten“, sagte er. „Aber schrittweise.“ Da es teilweise bereits in das Gebäude hineinregnet, müsse zunächst das Dach neu gedeckt werden. Die Kosten dafür werden mit rund 900.000 Euro veranschlagt.

    2008 wurde das Kornhaus durch die Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen mbH (SEEG) für 500.000 Euro an die österreichisch-italienische Venere GmbH verkauft. Das Unternehmen wollte die 550 Jahre alte Immobilie eigentlich zu einem Luxushotel umbauen, scheiterte aber daran. Zuletzt versuchte es, das Objekt mit Gewinn irgendwie loszuschlagen, was ihm jetzt nur teilweise gelang. Denn der Erlös ist angesichts der zu zahlenden Steuern und bereits erfolgter Sicherungsmaßnahmen über einen langen Zeitraum von 15 Jahren nicht allzu hoch.

    8 Millionen Euro Sanierungskosten

    Das Meißner Kornhaus rief im Sommer vorigen Jahres deutschlandweite Aufregung hervor, als die AfD einen Erwerb des Gebäudes ankündigt hatte. Es gab sogar eine Absichtserklärung des AfD-Bundesvorstandes mit dem Ziel, auf dem Burgberg in Meißen ein Tagungszentrum zu installieren. Darauf initiierten Wettermoderator Jörg Kachelmann und der vor einigen Tagen gestorbene Sänger Gunther Emmerlich eine groß angelegte Spendenkampagne, die allerdings nur wenige Tausend Euro einbrachte und somit scheiterte. Die Situation entspannte sich jedoch wieder, als der für den 4. Juli 2022 angesetzte Versteigerungstermin des Kornhauses abgesagt wurde. Die Eigentümer hatten kurzfristig ihre Schulden bei der Stadt Meißen gezahlt.

    Obwohl es Teil des freistaatlichen Meißner Burgensembles ist, hat das Land Sachsen bis zuletzt eine Übernahme stets abgelehnt und darauf verwiesen, dass man aktuell keine Nutzungsmöglichkeit sehe. Die Stadt Meißen als langjähriger Eigentümerin wäre mit der Sanierung finanziell komplett überfordert. Früheren Schätzungen zufolge sind rund 20 Millionen Euro nötig, um die Bausubstanz zukunftsfähig zu sanieren. Neuere Schätzungen gehen allerdings nur noch von acht Millionen Euro aus.

    „Wir benötigen sehr viele Spenden“

    Tom Lauerwald sieht aktuell vor allem den Freistaat Sachsen in der Pflicht. Er könne das Kornhaus zu einem Teil der 2029 geplanten Landesausstellung anlässlich der Gründung Meißens vor 1.100 Jahren machen. Möglich sei die Einrichtung repräsentativer Räume für eine freistaatliche Nutzung. Lauerwald sagte weiter, das Gebäude sei groß genug, um die Behörde Staatliche Schlösser und Gärten aufzunehmen. Nach seinen Informationen plane sie ohnehin einen Umzug von der Stauffenbergallee in Dresden in den Großen Garten. Das weitaus bessere Signal wäre ein Umzug ins Meißner Kornhaus, in die Wiege Sachsens.

    Lauerwald ruft zu Spenden für das große Projekt auf. Er frage sich auch, wo die Spenden der Aktion von Kachelmann und Emmerlich geblieben seien. Sie werden jetzt dringend benötigt. Zudem plane die Hornsche Stiftung demnächst die Anbringung eines großen Banners an das Kornhaus, das zu weiteren Spenden aufruft. „Anders werden wir es nicht schaffen“, sagte Lauerwald. „Wir benötigen sehr viele Spenden.“

    Das Kornhaus wurde als ein reiner Zweckbau 1493 im Zuge der Meißner Schlosserweiterung fertiggestellt. Nach Ansicht des Meißner SPD-Landtagsabgeordneten Frank Richter könnte das Kornhaus in öffentlicher und zivilgesellschaftlicher Hand ein Kultur- und Begegnungszentrum sein, das auch von den politischen Repräsentanten des Freistaates genutzt werden könnte, alltäglich aber von den Vereinen und Verbänden, Bürgerinitiativen und Projekten Meißens und seines Umlandes.

  • Sensation im Stadtarchiv Meißen

    Sensation im Stadtarchiv Meißen

    Diese Stadtchronik zu Meißen stammt aus dem Jahrhundert. Warum sie niemals gedruckt wurde, aber trotzdem immens viel wert ist.

    Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt

    Ein Anruf Tom Lauerwalds hat Oberbür­germeister Olaf Raschke (parteilos) un­gläubig zurückgelassen. Der Stadtarchivar erzählte von einer einmaligen Gelegen­heit. Er bekam mit, dass ein Hamburger Antiquar eine Meißner Stadtchronik ver­kaufen wollte. Und zwar an die Sächsische Landesbibliothek in Dresden. Diese lehnte jedoch ab, da sie vermutlich zu teuer war. Tom Lauerwald sah darin aber eine einma­lige Gelegenheit für die Stadt Meißen. Die etwa 300 Jahre alte Chronik liegt nun im Stadtarchiv, für jeden einsehbar. Darin ste­he der Wissenstand aus Meißen im Jahre 1730 und reicht bis in das fünfte Jahrhun­dert, sagt der Stadtarchivar. ,,So eine umfas­sende Chronik gab es vorher noch nicht für Meißen.“

    Tatsächlich: Wer durch die mehr als 1.000 Seiten blättert, könnte das Buch auch mit einem Lexikon verwechseln. Verfasser Johann Conrad Knauth spiegelt in acht Ka­piteln den damaligen Wissensstand wider.

    Es werden berühmte Einwohner vorge­stellt, aus unterschiedlichen Ständen und Gewerken. In der Chronik stehen auch die damaligen Sitten und Bräuche, das politi­sche System sowie die gesprochenen Spra­chen. Genauso beschreibt er die Albrechts­burg, den Dom; den Hochstift, aber auch das Meißner Umland mit seinen Länderei­en, Schlössern, Rittergütern und Kirchdör­fern. Alle Themen, die Anfang des 18. Jahr­hunderts in Meißen relevant waren, finden sich in der Stadtchronik.

    Meißner Historiker am Dresdner Hof

    Johann Conrad Knauth war dabei ein be­kannter Historiker. Er wurde 1662 in Mei­ßen-Cölin geboren. Nach einem Studium in Wittenberg war er Rektor der Dresdner Kreuzschule, aus dem der noch heute sehr renommierte Dresdner Kreuzchor hervor­geht. Am Dresdner Hof war der Meißner ebenfalls ein bekannter Historiker. In der sächsischen Bibliografie finden sich zu ihm 23 Einträge, in der Sächsischen Landesbi­bliothek sind es mehr als 70. Der Historiker veröffentlichte demnach viele Schriften, nur die Stadtchronik ist nirgendwo ver­zeichnet. Kein Wunder, sie wurde nie gedruckt.
    Das Buch hat der geborene Meißner nur handschriftlich verfasst. In etwa 20 Jahren. „Das kann man ganz gut anhand der vielen Korrektjlren erkennen“, sagt Tom Lauer-
    wald. An einer durchgestrichenen Jahres­zahl, die von 1710 in 1730 geändert wurde, leitet man sich die Dauer der Entstehung ab. Außerdem gibt es am Rand viele ergän­zende Erklärungen oder zusätzlich einge­klemmte Blätter. Aber selbst nach fast ei­nem Vierteljahrhundert hat es Johann Con­rad Knauth nicht geschafft, das Buch fertigzustellen.

    Denn wer hätte damals das Buch über­haupt verlegt? Aus den mehr als 1.000 handschriftlich beschriebenen Seiten wür­den locker 1.500 gedruckte Seiten und mehr, schätzt Tom Lauerwald. Vermutlich wollte sich damals keiner auf das wirt­schaftliche Risiko einlassen, dieses gewalti­ge Werk zu veröffentlichen. Außerdem würden noch einige inhaltliche Punkte da­rin fehlen, die der Historiker nicht aufge­schrieben hatte. Vermutlich wurde es des­halb nach seinem Tod 1732 nicht weiter be­achtet. Unklar bleibt außerdem, warum Jo­hann Conrad Knauth dieses komplexe Werk verfasst hat.

    Chronik soll digitalisiert werden

    Ob nun aus wirtschaftlichen Interessen oder aufgrund seiner Leidenschaft als Chronist seiner Zeit. Allerdings deutet die lange, Entstehungsgeschichte darauf hin, dass es wohl ein Herzensprojekt war, das er immer wieder aktualisierte. „Es ist ein kleines Wunder, dass es die Chronik noch gibt“, sagt der Oberbürger­meister. ,,Für uns hat sie einen immensen ideellen Wert.“ Deshalb danke er Tom Lau­erwald, dass er die Stadt Meißen darauf auf­merksam gemacht und letztlich auch be­zahlt hat. Denn der Archivar ist gleichzeitig Stiftungsverwalter der Otto-Emma-Horn­Stiftung. Die 1951 gegründete Stiftung setzt sich unter anderem für Denkmal­schutz und -pflege ein wie das Fachwerkge­bäude am Lommatzscher Tor 1, aber auch für die Erforschung der Stadtgeschichte Meißens. Deshalb förderte Tom Latierwald als Stiftungsvertreter die Stadtchronik, die nach neuer Verhandlung mit dem Ham­burger Antiquariat 15.000 Euro gekostet hat.

    Was mit dem Werk jetzt passieren wer­de, sei noch nicht abschließend geklärt, so Tom Lauerwald. Er könne es sich aber gut vorstellen, dass die Chronik in der anste­henden 1.100 Jahrfeier in Meißen eine Rol­le spielen werde. Auch Oberbürgermeister OlafRaschke zeigt sich am Freitag im Stadt­archiv aufgeschlossen und sagt dazu, dass es eine Jubiläumsarbeitsgemeinschaft in der Stadtverwaltung gebe, die sich der Chronik annehmen werde. Es gibt aber auch Überlegungen, diese zu digitalisieren, zumindest in kleinen Schritten, sagt Tom Laueiwald. Bis das soweit sei, könne aber jeder Einzelne ins Stadtarchiv kommen und die Stadtchronik studieren.

    Sensation im Stadtarchiv Meißen, Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt
    Sensation im Stadtarchiv Meißen, Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt

  • Handschriftlicher Schatz

    Handschriftlicher Schatz

    Meißen hat eine bislang unbekannte Stadt-Chronik aus dem frühen 18. Jahrhundert erworben.

    Dresdner Neueste Nachrichten, Sonnabend/Sonntag, 24./25. April 2021
    Von Sören Hinze

    Meißen. Meißen hat für 15 000 Euro eine umfangreiche Chronik erwor­ben. Sie umfasst über 1000 Seiten und stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert. Am Freitag präsen­tierten Archivar Tom Lauerwald und Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) das Schriftstück. „Der Verfasser hat über 20 Jahre an dem Werk gearbeitet“, weiß der Oberbürgermeister.
    Zuletzt schlummerte das dicke Buch in einem Hamburger Antiqua­riat. Der Inhaber bot es zunächst der Sächsischen Landesbibliothek an. Zu einem Ankauf kam es jedoch nicht. Aber die Aufmerksamkeit der Meißener Otto-und-Emma-Horn­-Stiftung wurde geweckt. Sie fördert unter anderem Projekte der Denk­malpflege, Kultur und Bildung. Mit ihrer Unterstützung konnte die Stadt Meißen einen Kaufpreis von 15 000 Euro aushandeln und die Chronik in die Heimat zurückfüh­ren. In Meißen soll sie für nachfol­gende Generationen erhalten bleiben und der Bürgerschaft zur Verfü­gung stehen.
    Das Unikat stammt aus der Feder des kursächsischen Historikers Jo­hann Conrad Knauth, der 1662 in Meißen/Cölln geboren wurde. Sein Vater, der aus Moritzburg stammen­de Pfarrer Johann Knauth, wirkte in den Städten Meißen, Dippoldiswal­de und Moritzburg. Auch der Bruder des Verfassers ist bekannt: er stu­dierte in Wittenberg und war dort als Bibliothekar tätig. „Es handelte sich um eine typische Familie des Bil­dungsbürgertums“, erklärt Archi­var Lauerwald.
    Das Werk ist in acht Kapitel unterteilt und wurde von Johann Conrad Knauth engzeilig mit der Hand geschrieben. Er habe kom­plex den Wissensstand der damali­gen Zeit zusammengetragen, resü­miert Lauerwald. Es ist sozusagen ein Lexikon seiner Zeit und beinhal­tet eine typische Sozialtopografie, die sich hierarchisch von oben nach unten abarbeitet und dabei die wichtigsten Regenten, Adeligen und Einwohner erwähnt. Zudem geht die Chronik auf verschiedenste Themenfelder ein: zum Beispiel Sit­ten, Kleidung, Glauben und Ge­bräuche. Aber auch Abschnitte zu Brauerei, Weinbau oder Gewerbe und sogar eine Passage mit dem Ti­tel „Von der Polizei“ ist in den über 1000 Seiten zu finden.
    Von etwa 1710 bis mindestens 1730 beschäftigte sich der Historiker Knauth mit seiner Chronik. Durchgestrichene Jahreszahlen, hinzugefügte Notizen oder einge­klebte Papierfahnen offenbaren, dass er Textstellen immer wieder , überarbeitet hat. Ob seine Chronik von jemanden in Auftrag gegeben wurde oder das Werk seiner eigenen Leidenschaft entsprang, das kann Lauerwald noch nicht abschließend bewerten.
    Zumindest wurde seine Chronik nie per Druck vervielfältigt. Es han­delt sich also um ein Unikat – auch für die Geschichte der Stadt Meißen. Im dem umfassenden Sinne gab es so eine Quelle noch nicht“, erklärt er und fügt hinzu: „Vermutlich ist Knauth schlicht am Umfang ge­scheitert. Es ist durchaus denkbar, dass er bis zu seinem Tod daran ge­arbeitet hat.“
    Stattdessen sind andere Publika­tionen von Knauth bekannt. Die Sächsische Bibliografie verzeichnet bislang 23 Einträge von ihm. Zum Beispiel die „Kurtze Beschreibung der Stadt Meissen“ . Sie wurde in den 1720er-Jahren publiziert und kann in der digitalen Sammlung der Sächsische Landesbibliothek Staats- und Universitätsbibliothek (Slub) betrachtet werden.
    Leichtzulesen sind Knauths Wer­ke nicht. Es braucht etwas Übung, denn die Handschrift ist veraltet und klein. Ein Grund, weshalb es auch dem Meißener Stadtarchiv nicht ge­lingen wird, die bislang unbekannte Chronik in Gänze zu studieren. Zu­sammen mit OB Raschke kündigte Lauerwald jedoch an, Erkenntnisse aus der Chronik in das Stadtjubiläum einzubinden. 2029 wird in der Stadt 1100 Jahre Meißen gefeiert.
    Die Chronik ist für alle Interes­sierten, Wissenschaftler, Studenten und Hobby-Historiker zugänglich. Die historische Quelle kann in den Leseräumen des Meißener Stadtar­chivs untersucht werden. Das befin­det sich auf dem Schulplatz 5, direkt hinter dem Stadtmuseum. Zuvor muss allerdings ein Termin im Stadt­archiv (Tel.: 03521 467312) verein­bart werden.

    Zeitungsartikel Handschriftlicher Schatz
    Handschriftlicher Schatz, Dresdner Neueste Nachrichten, Sonnabend/Sonntag, 24./25. April 2021 Von Sören Hinze
  • Meißen hilft Meißen

    Meißen hilft Meißen

    Die Hornsche Stiftung aus Meißen unterstützt jedes Jahr den Ausbau der Jahnhalle. Ohne diese Mittel würde es auf dem Jüdenberg nicht vorangehen.

    Sächsische Zeitung, 17.10.2020, von Martin Skurt

    Meißen. Tom Lauerwald freut sich. Der Vor­sitzende der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung verteilt jedes Jahr Geld an Initiativen, Verei­ne und auch Stiftungen. Wie die Bürgerstif­tung Meißen, die sich seit ihrer Gründung 2016 für den Erhalt der Jahnhalle auf dem Jüdenberg einsetzt. So lange unterstützt auch schon die Horn’sche Stiftung das Pro­jekt. ,,Ich finde es wunderbar, dass sich Stif­tungen gegenseitig unterstützen können“, sagt Tom Lauerwald. Die Horn’sche Stif­tung ist gleichzeitig auch Gründungsmit­glied.
    Dieses Jahr spendiert Tom Lauerwald 5.000 Euro für die Sanierung der Jahnhalle. Das Geld wird hauptsächlich dafür verwendet, um weitere Mittel zu beantragen, er­klärt Ina Heß. Zum Beispiel aus dem Topf der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM). ,,Die Spende der Otto-und-Emma-­Horn-Stiftung ist deshalb eine willkomme­ne Unterstützung“. sagt die Vorsitzende der Bürgerstiftung weiter. Denn um BKM-­Förderungen zu erhalten, brauche man Ei­genmittel.

    Freude über Spenden

    2017 hat die Bürgerstiftung die Jahnhalle mit umliegendem Areal erworben. Für ei­nen symbolischen Euro. Die Stiftung rettet damit die Ende des 19. Jahrhunderts erbau­te Sporthalle, die Mitte der 2000er-Jahre ge­schlossen wurde. Seitdem gibt es 44 Stifter. Auch das Vermögen stieg von etwa 25.000 Euro auf etwa 100.000 Euro (Stand 2019). Neben der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung unterstützen dabei viele private Stiftungen wie die ELZET Stiftung aus Stuttgart, aber auch Privatpersonen und Unternehmen aus Meißen. Zusätzlich gibt es verschiede­ne Förderprogramme, die die Bürgerstif­tung erfolgreich anzapfen konnten: wie das Denkmalschutz-Sonderprogramm VIII der BKM oder das Bundesmittelprogramm ,,Stadtumbau“.
    Ina Heß ist zudem froh, dass sie trotz Corona die BKM-Mittel bekommen haben. „Es wäre schade, wenn in Zukunft solche Projekte wie die Jahnhalle nicht mehr ge­fördert werden.“ Aufgrund der milliarden­schweren Schulden, die die Bundesregie­rung auf sich nimmt, wäre das nicht ver­wunderlich. Im Vergleich zu 2019 belasten mehr als 200 Milliarden Euro den öffentli­chen Haushalt Deutschlands, teilt das Sta­tistische Bundesamt im September mit.
    Mittlerweile sind etwa 120 Personen im Freundeskreis der Stiftung regelmäßig ak­tiv. Allein fast 1.000 Arbeitsstunden in zwölf Arbeitseinsätzen im vergangenen Jahr zeigen, dass die Stiftung auf großes En­gagement der Meißner Bürger trifft. Das braucht es auch, um den Umbau der Jahn­halle zu bewältigen.

    Weitere Informationen zur Stiftung gibt es online. Wer spenden will, kann das über das Konto der Bürgerstiftung:
    DE21 8505 5000 0500 1385 91.

    Meißen hilft Meißen, Sächsische Zeitung, 17.18.2020, von Martin Skurt
    Meißen hilft Meißen