Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Meißen

Autor: Daniel Bahrmann

  • Stiftung steigt aus

    Stiftung steigt aus

    Das Prälatenhaus Rote Stufen 3 gilt als bedeutendstes Denkmal der Stadt – nun ist seine Zukunft wieder offen.

    SZ, 22.11.2018, Udo Lemke

    Im März 2017 stimmte der Stadtrat mit 23 von 24 Stimmen für den Verkauf des Prälatenhauses an die Otto-und-Emma­-Horn-Stiftung. Diese hat sich nun davon zurückgezogen. Warum, wollte die SZ von Stiftungsverwalter Tom Lauerwald wissen.

    Herr Lauerwald, sind Sie enttäuscht, dass Sie den Kauf des Prälatenhauses rückgängig machen mussten?

    Als die Stiftung das Prälatenhaus im März vergangenen Jahres vom Stadtrat zugesprochen bekommen hat, sind wir von Sanierungskosten von 700 000 Euro ausgegangen. So wie es von der Stadtverwaltung angegeben worden war. Wir haben das Projekt durch ein Planungsbüro neu bewerten lassen und sind bei einer Komplettbausumme von zwei Millionen Euro rausgekommen -also fast dem Dreifachen der ur­sprünglichen Summe.

    Damit war klar, dass es zu teuer für die Stiftung wird?

    Nein, wir haben in Abstimmung mit dem städtischen Bauamt, der Sächsischen Aufbaubank und dem Planungsbüro einen Bauabschnitt gebildet, der bei etwa 1,4 Millionen Euro lag. Ursprünglich war abge­sprochen, dass die Stiftung bei dem Vorha­ben auch die 20 Prozent des kommunalen Anteils trägt. Mit der neuen Bausumme hat sich dieser Anteil ebenfalls fast verdreifacht, auf 280 000 Euro. Hinzu kommt, dass die Stiftung 255 000 Euro für den Kauf des Gebäudes und des Vorplatzes, insgesamt also 535 000 Euro, bezahlen muss. Ich habe das Gespräch mit dem Oberbürgermeister gesucht und eine Kaufpreisreduzierung vorgeschlagen. Er hat sehr deutlich gemacht, dass er da nicht mitgeht. Es ist mir nicht gelungen, die Stadt dazu zu bewegen, sich in irgendeiner Form an den gestiege­nen Kosten zu beteiligen.

    Sie haben sich ja auch an die Stadtratsfraktionen gewandt. Gab es eine Reaktion?

    Nein. Ich habe geschrieben, ich stehe jederzeit für Rückfragen bereit es gab keine.

    Was bedeutet das jetzt eigentlich?

    Umdenken in jeglicher Hinsicht. Es ist kei­ne einfache Situation für die Stiftung, denn wir haben ja in das Projekt schon Mittel reingesteckt. Es ist so, als wenn man mit 150 über die Autobahn fährt und dann wird komplett der Stecker gezogen. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, dass sich bei solch einem Projekt, an dem die Stiftung nichts verdient, die Kommune beteiligen sollte. Das Prälatenhaus könnte ein Aus­hängeschild für die Stadt sein, deshalb wä­re es schon den Versuch wert gewesen, nach Wegen zu suchen,. wie das Projekt hätte gerettet werden können, aber das ist · nicht geschehen. Der Oberbürgermeister setzt eben andere Prämissen.

    Das Prälatenhaus sollte als Vereinshaus genutzt werden.

    Die Stiftung steht nach wie vor dazu, dass sie dieses Vereinshaus auf eigene Kosten bewirtschaften würde. Was sie aber nicht leisten kann, ist, die Sanierung allein, ohne Beitrag der Stadt zu stemmen.

    Hätten Sie sich strafbar gemacht, wären Sie nicht vom Projekt zurückgetreten?

    Ich darf als Verwalter die Existenz der Stiftung nicht gefährden. Die nunmehr errechneten Sanierungskosten von zwei Millionen Euro kann die Stiftung nicht so ohne Weiteres tragen. Ich hatte den Eindruck, dass es seitens der Stadtverwaltung keinerlei Anstrengungen gab, über Optionen nachzudenken. Wertschätzung gegenüber der Stiftung. sie hat der Stadt in den vergangenen 20 Jahren 80 000 Euro überwiesen – haben wir in den vergangenen Jahren nicht erfahren. Das gescheiterte Projekt Prälatenhaus passt da ins Bild.

    Was das Prälatenhaus betrifft, drängt die Zeit, sollen Fördermittel nicht verfallen, ist das richtig?

    Das ist das nächste Problem. Das Prälatenhaus wird über ein europäisches Programm gefördert, doch das läuft 2020 aus. Das heißt im Klartext: Ist bis Ende 2020 der beantragte Bauabschnitt nicht fertiggestellt, verfallen die Fördermittel. Wir hatten eine neue Baugenehmigung besorgt, weil sich etwa die Brandschutzanforderungen stark verändert haben. Diese Genehmigung habe ich nun zurückgezogen.

    Themenwechsel: Die Horn’sche Stiftung fördert Projekte in Meißen. Können Sie Beispiele nennen?

    Die Satzung der Stiftung legt ein breites Spektrum fest. Etwa im Kinder-und Jugendbereich. Als es die Jugendkunstschule noch gab, haben wir diese unterstützt, oder den Förderverein des Franziskaneums, wir helfen aber auch bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft bei der Finanzierung der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Wir fördern den seniorengerechten Umbau von Wohnungen genauso wie die Bürgerstiftung. Gefördert werden auch der Kultur- und der Kunstverein. Natürlich unterstützen wir auch das Stadtmuseum seit vielen Jahren.

    Wie hoch ist aktuell das Grundkapital der Stiftung?

    Wenn wir den Wert der Immobilien mit betrachten, dann sind das gut sechs Millionen Euro. Durch die Versteigerungen der Münzsammlungen der Stiftung konnten wir bestehende Kredite ablösen und in Baumaßnahmen investieren. Die Immobilienbewirtschaftung bringt Erträge, ebenso die Geldanlagen – daraus schöpfen wir, um Fördergelder zu vergeben.

    Welche Immobilien gehören der Stiftung, was wird mit dem Schloßberg 7?

    Uns gehören sechs Häuser. In den Schloßberg 7, die ehemaligen Theaterwerkstätten, wollten wir ein Parkhaus einbauen, aber das lässt sich wirtschaftlich nicht darstellen. Das Gebäude wird verkauft, wir stehen kurz vor dem Abschluss. Dort sollen Wohnungen entstehen.

    Was ist mit dem Lommatzscher Tor, ursprünglich wollte die Stiftung ja den Rohbau fertigstellen, Familien sollten sich ihre Wohnungen selbst gestalten.

    Die Stiftung hat das historische Gebäude, das abgerissen werden sollte, erworben, um es zu retten. Es war in einem katastrophalen Zustand, nun ist es gesichert. Es liegt zwar nicht in der Altstadt, ist aber für die Identität der Stadt wichtig. In der Praxis hat sich gezeigt, dass das erwähnte Konzept nicht umsetzbar ist, vor allem aus stiftungsrechtlichen Gründen. Ich gehe davon aus, dass 2019 weitergebaut wird.

    Was plant die Stiftung in nächster Zeit?

    Wir wollen unsere offenen Baustellen zu Ende bringen, also den Verkauf des Schlossbergs 7 und das Lommatzscher Tor. Wir planen im kommenden Jahr, im Baderberg 2 im Innenhof Parkmöglichkeiten zu bauen. Außerdem sollen der Winkelkrug saniert und über der Gaststätte eine Wohnung eingebaut werden.

    Die Fragen stellte Udo Lemke.

  • Ein ungewöhnlicher Bauherr

    Ein ungewöhnlicher Bauherr

    Die Horn’sche Stiftung fördert vor allem Vereine und Projekte in der Stadt – aber sie saniert auch Häuser.

    von Udo Lemke, SZ 05.01.2018

    Regennass glänzen die Dachziegel, die Gauben sind aufgebaut, nur die Fenster fehlen noch. Wer heute das schöne alte Fachwerkgebäude Am Lommatzscher Tor, an der Straße hoch zum Burgberg sieht, kann nicht ahnen, was es für Arbeit und Mühe gekostet hat, dieses Bild herzustellen: „Allein über dem Erdgeschoss haben wir 85 Prozent der Holzbalken austauschen müssen“, erklärt Tom Laueiwald. Er ist als Verwalter der Otto-und-Emma-Horn­Stiftung eingesetzt. Und diese hat den Gebäudekomplex gekauft und so vor dem Verfall bzw. Abriss bewahrt.

    Allerdings ist noch viel zu tun. Fenster und Türen müssen noch eingebaut werden, der Außenputz fehlt noch und die Gestaltung im Innern. Die hängt davon ab. was das Ganze einmal werden soll. Es könnten Wohnungen in dem Bau entstehen, oder aber kleinere Einheiten für betreutes Wohnen. Insgesamt 2,5 Millionen Euro werden am Ende wohl dafür nötig sein, rund 750000 Euro sind bislang schon in den Bau geflossen.

    Die Sanierung eigener Gebäude gehört zu den üblichen wirtschaftlichen Aktivitäten einer Stiftung. Der Satzungszweck wird unmittelbar verwirklicht durch eigene Maßnahmen und durch die Beschaffung und Weiterleitung von Mitteln.“ So steht es in der Satzung. Damit sind auch die ande­ren Bauprojekte sanktioniert. So der Baderberg 2. „Wir haben die Sanierung nach zehn Jahren im vergangenen Dezember abgeschlossen und insgesamt 1,3 Millionen Euro dafür investiert.“ Für die Außenhülle erhielt die Stiftung dabei 150000 von 400000 Euro gefordert. Insgesamt acht Wohnungen, die allesamt vermietet sind, sind so entstanden. Das angrenzende Haus Baderberg 3 ist ebenfalls fertig. Hier stehen nunmehr drei Wohnungen und im Erdgeschoss die Hebammenpraxis zur Verfügung.

    „Der Umbau des Schlossbergs 7 soll in diesem Jahr auf jeden Fall losgehen“, so Tom Lauerwald. Für dieses Gebäude gibt es schon länger Planungen. Danach soll dort ein Parkhaus entstehen – für den angrenzenden Theaterplatz wäre dies eine wichtige Entlastung. Ob allerdings die große Ausbauvariante mit 34 Stellplätzen kommt, hängt davon ab, ob die Stadt Fördermittel einwerben kann. „Das Gebäude wird entkernt und über das Erdgeschoss kommt eine neue Decke, damit dort Autos parken können. Dafür haben wir schon die Baugenehmigung.“

    Das mit Abstand größte Projekt aber, der Kauf des Prälatenhauses an den Roten Stufen 3 zum Preis von 240 000 Euro, ist zwar im vergangenen März vom Stadtrat abgesegnet worden, aber immer noch nicht über die Bühne gegangen. Die Stiftung möchte erstens verhindern, für bereits vergebene Forderungen für das spätgotische Domherrenhaus, das als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Stadt gilt, haftbar gemacht zu werden. Immerhin sind bereits eine Million Euro in das Ensemble geflossen. Zweitens möchte die Stiftung, dass die Stadt Fördermittel beim EU-Programm Efre besorgt. Und drittens möchte die Stiftung, dass sich die Stadt auch nach einem Verkauf dauerhaft für das Prälatenhaus engagiert.

    Vorerst gibt es eine erste Übereinkunft. Danach hat die Horn’sche Stiftung einen Betreuungsvertrag mit der Verwaltung abgeschlossen. „Das heißt, dass wir uns stetig um das Haus kümmern, das reicht vom Winterdienst bis dahin, dafür zu sorgen, dass keine Leitung einfriert.“

    Tom Lauerwald wünscht sich, dass der Verkauf des Prälatenhauses nun bald vollzogen werden kann.

  • Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner

    Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner

    Der Mathematisch Physikalische Salon will eine Kutschenuhr der Horn’schen Stiftung nicht.
    Jetzt kehrt sie nach Meißen zurück.

    Von Udo Lemke, SZ 19.04.2017

    Es ist ganz einfach: ,,Die Kutschenuhr, auch als Karossenuhr, Satteluhr oder Alkoven­uhr bezeichnet, ist eine federgetriebene Reiseuhr in der Form einer überdimensio­nierten Taschenuhr.“ So ist es bei Wikipe­dia nachzulesen. Auch, warum Kutschen­uhren so groß sind, liegt auf bzw. in der Hand. Sie haben immerhin einen Durch­messer zwischen neun und zwölf Zentime­ter – zum Vergleich: Eine normale Unter­tasse bringt es auf knapp 14 Zentimeter Durchmesser.

    Wer einst mit der Postkutsche auf schlechten Straßen unterwegs war, brauchte einen robusten Zeitmesser, zu­dem hätte sich ein kleines Ziffernblatt bei dem Geschaukel schlecht lesen lassen. Au­ßerdem konnte anhand der großen Kut­schenuhr jedermann sehen, dass ihr Besit­zer nicht gerade am Hungertuch nagte. Deshalb waren die Kutschenuhren nicht nur besonders groß, sondern auch beson­ders schön. So wie die jüngst bsim Ham­burger Auktionshaus Cortrie angebotene. „Bedeutende sächsische Kutschenuhr mit Selbstschlag, Repetition und Alarm, Jo­hann Heinrich Wagner Dresden, um .· 1700″, stand dazu im Katalog zu lesen, und: „Prächtiges Silbergehäuse, durchbrochen gearbeitet, feinst graviertes Rankenwerk mit Vögeln, Fabelwesen und Fratze, zusätz­liches, versilbertes Schutzgehäuse mit Klangöffnungen“.

    Bei zwölf Zentimeter Durchmesser bringt die Uhr immerhin 1370 Gramm auf die Waage, das sind gut 200 Gramm mehr als ein Ein-Liter-Pack Milch, 3,5 Prozent Fettgehalt. Dieses Gewicht kommt zustan­de, weil die Uhr noch komplett ist, ,,origi­nale Glocke, hoch kompliziertes Spindel­werk mit Vollplatine, drei Federhäuser für Gangwerk, Schlagwerk und Weckwerk, Zugrepetition, Selbstschlag und Alarm, au­ßergewöhnliche hexagonale Pfeiler, Email­lezifferblatt mit kleinen Randbestoßun­gen, gebläute Poker- und Beetlezeiger so­wie zentraler Weckerzeiger“, führt das Auktionshaus auf. Und auch 317 Jahre nach seiner Entstehung funktioniert das Gerät noch. Kurz diese Kutschenuhr ist ein Wunderwerk. Trotzdem wollte und will sie niemand haben. Bei Cortrie sollte das gute Stück für 25 000 Euro den Besitzer wech­seln, aber niemand bot. Selbst, als beim Nachverkauf nur noch 15 000 Euro ver­langt wurden, fand sich kein Liebhaber.

    Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner
    Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner

    Tom Lauerwald, der Verwalter der Otto­und-Emma-Horn-Stiftung, der die Uhr ge­hört, ist ganz froh, dass sie nicht im Nach­verkauf über den Tisch gegangen ist. ,,Wir wollen die Uhr nicht unter Wert verkau­fen, da bleibt sie vorerst bei der Stiftung.“
    Lauerwald ist einigermaßen sauer auf den Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden. Diesem hatte die Stiftung die Uhr angeboten, aber der Salon brauchte Ewig­keiten, um sich zu entscheiden. ,,Dass er sie nicht will, hätte Direktor Plaßmeyer uns auch schon vor drei Jahren sagen können, ich finde dieses Verhalten unfair.“
    Peter Plaßmeyer bestätigt, dass ihm die Uhr angeboten worden ist. ,,Das ist ein inte­ressantes Stück, aber kein Spitzenstück“, erklärt der Direktor. Aber nicht diese quali­tative Einordnung hat zur Ablehnung sei­tens des Salons geführt, sondern die Frage nach der Provenienz der Kutschenuhr. ,,Die Frage ist, wie ist die Uhr in die Horn’sche Sammlung gekommen? Das war für mich nicht eindeutig klärbar.“ Das sei ausschlag­gebend für die Ablehnung seitens der Staatlichen Kunstsammlungen gewesen.

  • Mittelverteilung der Stiftung

    Das Jahr 2016 – ein guter Schritt bei der Mittelverteilung der Stiftung

    Die solide Entwicklung der Stiftung ist im Jahr 2016 gut an den verteilten Stiftungszweckausgaben ablesbar. Es konnten insgesamt über 30.000 € ausgereicht werden.

    Im Einzelnen waren die Empfänger:

    • die Bürgerstiftung Meißen mit 10.000 €;
    • die Johanneskirchgemeinde Meißen-Cölln mit 8.500 € (davon 7.500 € für die Orgelrestaurierung und 1.000 € für die Patenschaft der Grabanlage Hentschel);
    • das Stadtmuseum Meißen mit 8.200 Euro (5.000 € als Spende für Ankäufe, 1.450 € für den Ankauf einer Zeichnung von Ernst Erwin Oehme „Blick in die Afrakirche“, 1.550 € für den Erwerb einer Sammlung von Gebrauchszinn, 200 € für den Erwerb der Vita Fabricius);
    • 2.500 € für die weitere Revitaliserung des Steingutes in Burkhardswalde an den gleichnamigen Verein;
    • 1.000 € für die Arbeit des Meißner Kulturvereins;
    • ein Publikationszuschuss für die „Numismatische Gesellschaft“ in Dresden in Höhe von 300 Euro;
    • Fördermitgliedschaften für den „Verein für ländliche Bauwerte“ (50 Euro) und das „Kuratorium Rettet Meißen jetzt“ (200 Euro).

    Tom Lauerwald

  • Grabpatenschaft für die Hentschel-Brüder

    Otto- und-Ema-Horn-Stiftung übernimmt Grabpatenschaft für die Hentschel-Brüder auf dem Johannesfriedhof Meißen

    Seit November 2016 ist die Patenschaft zwischen der Johanneskirchgemeinde Meißen-Cölln und der Otto-und-Ema-Horn-Stiftung über die Grabstätte Hentschel unterzeichnet. Der engagierte Friedhofsmeister Michael Käthner hatte die Stiftung wegen der Restaurierung der Anlage vor zwei Jahren angesprochen. Im Jahr 2016 konnte die anstehende Aufgabe bei der Stiftung finanziell mit eingeordnet werden. Die Kirchgemeinde erhält für die Jahre 2016 – 2019 jeweils 1000 €, um die Steinschäden der Grabstelle zu reparieren. Die Grabstelle ist ein zeittypisches Zeugnis für die Gestaltung von Grabanlagen Anfang des 20 Jahrhunderts. Durch die Stellung und den Einfluss der Hentschel-Brüder in der Porzellangestaltung ihrer Zeit ist die Anlage heimatgeschichtlich überregional bedeutsam.
    Die Brüder Hans Rudolph Hentschel (1869 – 1951) und Konrad Julius Hentschel (1872 – 1907) zählen zu den bedeutendsten Vertretern des Meißner Jugendstiles. Konrad Hentschel war nach seiner Ausbildung in der Meißner Manufaktur und Studium an der Münchner Kunstakademie als Bossierer tätig. Mit dem “Krokus-Dejeuner“ entwarf er 1896 das erste Meißner Jugendstilgeschirr, das 1900 auf der Pariser Weltausstellung große Beachtung fand. Bekannt sind heute vor allen seine Entwürfe der „Hentschel-Kinder“, eine Serie von zwölf spielenden Kindern. Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Dresdner Kunstakademie von 1899 – 1901 arbeitete er als Modelleur in Meißen bis zu seinem frühen Tod 1907.
    Rudolph Hentschel begann 1888 seine Ausbildung als Bossierer in der Manufaktur. Es schloss sich ein Studium an der Münchner Kunstakademie ab 1889 an, das er 1891 unterbrach. 1894/1895 kam es zur Weiterführung des Studiums an der französischen Kunstakademie in Paris sowie in Etaples. Im gleichen Jahr Rückkehr nach Meißen, um als Figurenmaler und Lehrer der Porzellanschule zu arbeiten. Rudolph Hentschel schuf zahlreiche Entwürfe, Geschirrformen und -dekorationen („T-glatt“, „Flügelmuster“, „Krokusmuster“, „Arnikamuster“), die auch heute mit ihrer ästhetischen Klarheit überzeugen. Rudolph Hentschel arbeitete zudem als Radierer. Diese Arbeiten beeindrucken mit ihrer technischen Perfektion genauso wie mit ihrer thematisch-inhaltlichen Tiefe.

    Tom Lauerwald