In Meißen erhebt sich über der Elbe auf einem Felsplateau der Burgberg. Die vorherige Markgrafenburg aus dem 10. Jahrhundert wurde ab 1471 zum ersten deutschen Schloss umgebaut, der Name „Albrechtsburg“ stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das ganze Schlossensemble gilt als die „Wiege Sachsens“.
Das dazugehörige Kornhaus wurde um 1491 fertig gestellt, es gilt als eines der repräsentativsten und auch ältesten Gebäude Sachsens. Nach mehrfachen Umnutzungen – unter anderem für die Meißener Porzellan-Manufaktur – stand das Kornhaus lange leer. Nun sind dringende Sanierungsarbeiten erforderlich. Dank einer großzügigen Spende kann die Deutsche Stiftung Denkmalschutz helfen, den Verfall des Kornspeichers aufzuhalten!
Die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung hat das Kornhaus erworben. Mit diesem Schritt wollen wir die endlose Hängepartie beenden, den weiteren Verfall des altehrwürdigen Hauses stoppen und ihm seine Würde zurückgeben. Das Sanierungsprojekt ist zweifellos eine große Aufgabe, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Wir sehen dieses Projekt als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Jeder kann seinen Beitrag leisten. Das Kornhaus war jahrhundertelang Teil der Albrechtsburg. Es wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeitgleich mit der Albrechtsburg erbaut und ist damit Teil der sächsischen DNA. Dieser Zusammenhang ist in den letzten Jahrzehnten leider aus dem Blick geraten.
Die Stiftung hofft auf breite Unterstützung für das Vorhaben. Wir freuen uns über jede Spende. Bei Mitteilung der Spenderadresse stellen wir natürlich eine Spendenbescheinigung aus. Spendenkonto: Otto- und-Emma-Horn-Stiftung, IBAN: DE40 8505 5000 3000 0302 03.
Wie geht es weiter mit dem Kornhaus in Meißen? Eine Meißner Stiftung hat das Gebäude neben der Albrechtsburg gekauft. Zuerst soll das Dach erneuert werden – doch die ganze Sanierung dürfte Millionen kosten.
Sächsische Zeitung, 27.12.2023, Von Ulf Mallek
Meißen. Große Überraschung für die Stadt Meißen und die gesamte Region: Eine bereits 17 Jahre andauernde Hängepartie um das Kornhaus neben der Albrechtsburg ist mit einem Schlag beendet worden. Das historisch wertvolle, aber bereits recht verfallene Gebäude ist verkauft worden. Käufer ist die gemeinnützige Hornsche Stiftung mit Sitz in Meißen. Der Verkauf ist kurz vor Weihnachten notariell beglaubigt worden. Das bestätigte die Stiftung Sächsische.de. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden. Nach Informationen von Sächsische.de soll er etwa eine Million Euro betragen haben.
Verwalter der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung ist Tom Lauerwald. Er ist sich der Größe des Projektes bewusst. „Wir werden das Meißner Kornhaus retten“, sagte er. „Aber schrittweise.“ Da es teilweise bereits in das Gebäude hineinregnet, müsse zunächst das Dach neu gedeckt werden. Die Kosten dafür werden mit rund 900.000 Euro veranschlagt.
2008 wurde das Kornhaus durch die Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen mbH (SEEG) für 500.000 Euro an die österreichisch-italienische Venere GmbH verkauft. Das Unternehmen wollte die 550 Jahre alte Immobilie eigentlich zu einem Luxushotel umbauen, scheiterte aber daran. Zuletzt versuchte es, das Objekt mit Gewinn irgendwie loszuschlagen, was ihm jetzt nur teilweise gelang. Denn der Erlös ist angesichts der zu zahlenden Steuern und bereits erfolgter Sicherungsmaßnahmen über einen langen Zeitraum von 15 Jahren nicht allzu hoch.
8 Millionen Euro Sanierungskosten
Das Meißner Kornhaus rief im Sommer vorigen Jahres deutschlandweite Aufregung hervor, als die AfD einen Erwerb des Gebäudes ankündigt hatte. Es gab sogar eine Absichtserklärung des AfD-Bundesvorstandes mit dem Ziel, auf dem Burgberg in Meißen ein Tagungszentrum zu installieren. Darauf initiierten Wettermoderator Jörg Kachelmann und der vor einigen Tagen gestorbene Sänger Gunther Emmerlich eine groß angelegte Spendenkampagne, die allerdings nur wenige Tausend Euro einbrachte und somit scheiterte. Die Situation entspannte sich jedoch wieder, als der für den 4. Juli 2022 angesetzte Versteigerungstermin des Kornhauses abgesagt wurde. Die Eigentümer hatten kurzfristig ihre Schulden bei der Stadt Meißen gezahlt.
Obwohl es Teil des freistaatlichen Meißner Burgensembles ist, hat das Land Sachsen bis zuletzt eine Übernahme stets abgelehnt und darauf verwiesen, dass man aktuell keine Nutzungsmöglichkeit sehe. Die Stadt Meißen als langjähriger Eigentümerin wäre mit der Sanierung finanziell komplett überfordert. Früheren Schätzungen zufolge sind rund 20 Millionen Euro nötig, um die Bausubstanz zukunftsfähig zu sanieren. Neuere Schätzungen gehen allerdings nur noch von acht Millionen Euro aus.
„Wir benötigen sehr viele Spenden“
Tom Lauerwald sieht aktuell vor allem den Freistaat Sachsen in der Pflicht. Er könne das Kornhaus zu einem Teil der 2029 geplanten Landesausstellung anlässlich der Gründung Meißens vor 1.100 Jahren machen. Möglich sei die Einrichtung repräsentativer Räume für eine freistaatliche Nutzung. Lauerwald sagte weiter, das Gebäude sei groß genug, um die Behörde Staatliche Schlösser und Gärten aufzunehmen. Nach seinen Informationen plane sie ohnehin einen Umzug von der Stauffenbergallee in Dresden in den Großen Garten. Das weitaus bessere Signal wäre ein Umzug ins Meißner Kornhaus, in die Wiege Sachsens.
Lauerwald ruft zu Spenden für das große Projekt auf. Er frage sich auch, wo die Spenden der Aktion von Kachelmann und Emmerlich geblieben seien. Sie werden jetzt dringend benötigt. Zudem plane die Hornsche Stiftung demnächst die Anbringung eines großen Banners an das Kornhaus, das zu weiteren Spenden aufruft. „Anders werden wir es nicht schaffen“, sagte Lauerwald. „Wir benötigen sehr viele Spenden.“
Das Kornhaus wurde als ein reiner Zweckbau 1493 im Zuge der Meißner Schlosserweiterung fertiggestellt. Nach Ansicht des Meißner SPD-Landtagsabgeordneten Frank Richter könnte das Kornhaus in öffentlicher und zivilgesellschaftlicher Hand ein Kultur- und Begegnungszentrum sein, das auch von den politischen Repräsentanten des Freistaates genutzt werden könnte, alltäglich aber von den Vereinen und Verbänden, Bürgerinitiativen und Projekten Meißens und seines Umlandes.
Die Sanierung des Denkmalensembles Lommatzscher Tor 1 in Meißen kommt gut voran. Die ersten Wohnungen sind bereits vermietet.
Im 13. Jahrhundert wurde das alte Gehöft im Meisa erstmalig urkundlich erwähnt. Das Erdgeschoss, des sanierten Fachwerkhauses, stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Ausbau des Obergeschosses erfolgte im 19. Jahrhundert. Das Gebäude wurde in sieben Wohnungen aufgeteilt, fast alle davon sind bereits von neuen Mietern bezogen. Die Wohnungsgrößen betragen dabei zwischen 70 und 140 Quadratmetern.
Der seit Jahren leerstehende Hof wurde im Februar 2015 von der SEEG erworben, um als ersten Schritt eine statisch-konstruktive Sicherung der stark gefährdeten Bausubstanz zu ermöglichen. Über den Abbruch der Anlage wurde zuvor über Jahre diskutiert. Das bauhistorisch und ortshistorisch bedeutsame Denkmalensemble wird auch als Obermeisaer Niedergut bezeichnet. Es ist die älteste Hofstelle in Obermeisa, die bereits in einer frühen Urkunde des St. Afraklosters aus dem 13. Jh. erwähnt wird. Die Stiftung möchte beispielhaft zeigen, dass auf diesem Weg ein Beitrag für die Bewahrung von Baudenkmalen in Meißen im wirtschaftlichen Rahmen möglich ist. 2017 und 2018 wurde das Fachwerk repariert bzw. erneuert, die Deckenbalken über dem EG ausgetauscht und an der Einordnung von zusätzlichen Fenstern und Türen gearbeitet. Im Verlaufe des Jahres 2019 wurden nun weitere Sanierungsschritte umgesetzt. Im Erdgeschoss wurden Zwischenwände gemauert, der Außenputz wurde fertiggestellt, die Außenfassade im Obergeschoss nach Originalbefund gestrichen, die West- Südseite im Obergeschoss mit einer Lärchenschalung versehen, das neue Treppenauge geschaffen und weitere Reparaturarbeiten seitens der Zimmerer realisiert. Die Planung wurde für das Hauptgebäude Ende 2019 durch das Architekturbüro Hauswald überarbeitet, so dass hier sieben Wohnungen eingeordnet werden konnten. Die Sanierung des Hauptbaus wurde im Herbst 2020 abgeschlossen. Im Hauptgebäude bauen wir sieben und im Nebengebäude vier Wohnungen. Für die Finanzierung des Vorhabens konnte die Sparkasse Meißen gewonnen werden. Weitere Arbeiten zur Revitalisierung der Gesamtanlage laufen. Der Abbruch des Garagenhofes wurde wie geplant umgesetzt und der neue Carport errichtet. Die nördliche Garagenzeile wurde erhalten und saniert. Parallel dazu entwickelte das Architekturbüro die Genehmigungsplanung für den Nordflügel. Die Baugenehmigung liegt dafür seit Juni 2020 vor. Die Vermietung der sieben Wohnungen lief zügig. Seit November sind alle Einheiten vermietet. Die Bauarbeiten wurden am Nordflügel fortgesetzt, wir planen den Abschluss der Arbeiten bis zum August 2021. Erst Mietinteressenten für den Nordflügel gibt es bereits.
Diese Stadtchronik zu Meißen stammt aus dem Jahrhundert. Warum sie niemals gedruckt wurde, aber trotzdem immens viel wert ist.
Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt
Ein Anruf Tom Lauerwalds hat Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) ungläubig zurückgelassen. Der Stadtarchivar erzählte von einer einmaligen Gelegenheit. Er bekam mit, dass ein Hamburger Antiquar eine Meißner Stadtchronik verkaufen wollte. Und zwar an die Sächsische Landesbibliothek in Dresden. Diese lehnte jedoch ab, da sie vermutlich zu teuer war. Tom Lauerwald sah darin aber eine einmalige Gelegenheit für die Stadt Meißen. Die etwa 300 Jahre alte Chronik liegt nun im Stadtarchiv, für jeden einsehbar. Darin stehe der Wissenstand aus Meißen im Jahre 1730 und reicht bis in das fünfte Jahrhundert, sagt der Stadtarchivar. ,,So eine umfassende Chronik gab es vorher noch nicht für Meißen.“
Tatsächlich: Wer durch die mehr als 1.000 Seiten blättert, könnte das Buch auch mit einem Lexikon verwechseln. Verfasser Johann Conrad Knauth spiegelt in acht Kapiteln den damaligen Wissensstand wider.
Es werden berühmte Einwohner vorgestellt, aus unterschiedlichen Ständen und Gewerken. In der Chronik stehen auch die damaligen Sitten und Bräuche, das politische System sowie die gesprochenen Sprachen. Genauso beschreibt er die Albrechtsburg, den Dom; den Hochstift, aber auch das Meißner Umland mit seinen Ländereien, Schlössern, Rittergütern und Kirchdörfern. Alle Themen, die Anfang des 18. Jahrhunderts in Meißen relevant waren, finden sich in der Stadtchronik.
Meißner Historiker am Dresdner Hof
Johann Conrad Knauth war dabei ein bekannter Historiker. Er wurde 1662 in Meißen-Cölin geboren. Nach einem Studium in Wittenberg war er Rektor der Dresdner Kreuzschule, aus dem der noch heute sehr renommierte Dresdner Kreuzchor hervorgeht. Am Dresdner Hof war der Meißner ebenfalls ein bekannter Historiker. In der sächsischen Bibliografie finden sich zu ihm 23 Einträge, in der Sächsischen Landesbibliothek sind es mehr als 70. Der Historiker veröffentlichte demnach viele Schriften, nur die Stadtchronik ist nirgendwo verzeichnet. Kein Wunder, sie wurde nie gedruckt. Das Buch hat der geborene Meißner nur handschriftlich verfasst. In etwa 20 Jahren. „Das kann man ganz gut anhand der vielen Korrektjlren erkennen“, sagt Tom Lauer- wald. An einer durchgestrichenen Jahreszahl, die von 1710 in 1730 geändert wurde, leitet man sich die Dauer der Entstehung ab. Außerdem gibt es am Rand viele ergänzende Erklärungen oder zusätzlich eingeklemmte Blätter. Aber selbst nach fast einem Vierteljahrhundert hat es Johann Conrad Knauth nicht geschafft, das Buch fertigzustellen.
Denn wer hätte damals das Buch überhaupt verlegt? Aus den mehr als 1.000 handschriftlich beschriebenen Seiten würden locker 1.500 gedruckte Seiten und mehr, schätzt Tom Lauerwald. Vermutlich wollte sich damals keiner auf das wirtschaftliche Risiko einlassen, dieses gewaltige Werk zu veröffentlichen. Außerdem würden noch einige inhaltliche Punkte darin fehlen, die der Historiker nicht aufgeschrieben hatte. Vermutlich wurde es deshalb nach seinem Tod 1732 nicht weiter beachtet. Unklar bleibt außerdem, warum Johann Conrad Knauth dieses komplexe Werk verfasst hat.
Chronik soll digitalisiert werden
Ob nun aus wirtschaftlichen Interessen oder aufgrund seiner Leidenschaft als Chronist seiner Zeit. Allerdings deutet die lange, Entstehungsgeschichte darauf hin, dass es wohl ein Herzensprojekt war, das er immer wieder aktualisierte. „Es ist ein kleines Wunder, dass es die Chronik noch gibt“, sagt der Oberbürgermeister. ,,Für uns hat sie einen immensen ideellen Wert.“ Deshalb danke er Tom Lauerwald, dass er die Stadt Meißen darauf aufmerksam gemacht und letztlich auch bezahlt hat. Denn der Archivar ist gleichzeitig Stiftungsverwalter der Otto-Emma-HornStiftung. Die 1951 gegründete Stiftung setzt sich unter anderem für Denkmalschutz und -pflege ein wie das Fachwerkgebäude am Lommatzscher Tor 1, aber auch für die Erforschung der Stadtgeschichte Meißens. Deshalb förderte Tom Latierwald als Stiftungsvertreter die Stadtchronik, die nach neuer Verhandlung mit dem Hamburger Antiquariat 15.000 Euro gekostet hat.
Was mit dem Werk jetzt passieren werde, sei noch nicht abschließend geklärt, so Tom Lauerwald. Er könne es sich aber gut vorstellen, dass die Chronik in der anstehenden 1.100 Jahrfeier in Meißen eine Rolle spielen werde. Auch Oberbürgermeister OlafRaschke zeigt sich am Freitag im Stadtarchiv aufgeschlossen und sagt dazu, dass es eine Jubiläumsarbeitsgemeinschaft in der Stadtverwaltung gebe, die sich der Chronik annehmen werde. Es gibt aber auch Überlegungen, diese zu digitalisieren, zumindest in kleinen Schritten, sagt Tom Laueiwald. Bis das soweit sei, könne aber jeder Einzelne ins Stadtarchiv kommen und die Stadtchronik studieren.
Sensation im Stadtarchiv Meißen, Sächsische Zeitung, 24.04.2021, Von Martin Skurt