Der Meißner Kunsthistoriker Tom Lauerwald verwaltet die Horn-Stiftung, die Gutes für die Stadt und ihre Bürger tun soll
Von THOMAS HARTWIG, DNN vom 07.06.2011Als Stadtarchivar bewahrt Tom Lauerwald in Meißen das ideelle Erbe der Domstadt In seinem zweiten Beruf als Stiftungsverwalter ist er auch maßgeblich am materiellem Erbe beteiligt – durch die Verwaltung der Stiftung des Weingroßhändlers Otto Horn. Der Meißner hatte vor seinem Tod 1945 fast sein gesamtes Vermögen einer Stiftung überschrieben. Horn besaß nicht nur ein Sparbuch, er war richtig reich. Immobilien, Plastiken, Münzen – das alles sollte laut Horns Testament dem Wohle Meißens zugute kommen.
Doch zunächst kamen die Kommunisten und ruinierten die „Otto- und Emma- Horn-Stiftung“. 580000 DDR-Mark Steuerschulden wurden ihr angedichtet. 1954 liquidierte der Kreistag Meißen die Stiftung. Das Vermögen wurde in alle Winde zerstreut. Jeder schnitt sich ein Stück vorn Kuchen ab, einige Sammlungsbestandteile sind bis heute verschwunden.
1990 entsannen sich einige Meißner der Stiftung, die 1997 neu gegründet wurde. Den größten Stiftungserfolg gab es aber erst 2007: ein Urteil des Verwaltungsgerichtes, das die Unrechtmäßigkeit des Kreistagsbeschlusses von 1954 feststellte. Nur eine Nachfolgebehörde des damaligen Landes Sachsen hätte die Stiftung liquidieren können, nicht aber der Kreistag. „Sieben Jahre haben wir darauf gewartet“, erklärt Lauerwald, „das war der Durchbruch.“
Behörden und Institutionen, die im Besitz von Stiftungsvermögen waren, wurden auf einmal zugänglich. Etwa der Freistaat Sachsen, der über einen Großteil der Hornsehen Münzsammlung verfügte. Er einigte sich mit der Stiftung auf einen Vergleich und zahlt fünf Jahre lang 100 000 Euro, um die wissenschaftlich interessanten Münzen behalten zu können. Die anderen werden 2012 zurückgegeben und versteigert – der Erlös fließt in das Stiftungsvermögen ein.
„Vor wenigen Jahren“, sagt Lauerwald, „sei die Stiftung klinisch tot gewesen. Da gab es nur ein paar Häuser, aber das waren weitgehend Ruinen. Manchmal habe ich mich schon gefragt, wie das alles zu retten ist.“ Mit der Beharrlichkeit und Methodik eines Kunstwissenschaftlers hat der gebürtige Görlitzer das in alle Welt zerstreute Stiftungsvermögen ausfindig gemacht und Ansprüche angemeldet. Gegenwärtig sei er mit der Stadt Meißen in Verhandlung, die über die Hornsehen Plastiken verfüge.
„Wir sind uns einig, dass diese einzigartige Sammlung in Meißen bleiben sollte. Wie das vermögensrechtlich geklärt wird, wissen wir aber noch nicht“, so Lauerwald. Er ist über die Stiftung auch zum Bauherrn geworden, hat Immobilien wie den Schloßberg 13/14 oder den Baderberg 2/3 saniert oder die Sanierung geplant. Die Häuser Elbestraße 9/10, auch Stiftungsvermögen, wurden durch die Treuhand verkauft.
Hier erhielt die Stiftung eine Entschädigung. Acht bis zehn Stunden in der Woche sei er für die Stiftung tätig. Schwierige Fachfragen wie den Steuerausgleich übernehmen Experten. Eine große Verantwortung trägt Lauerwald, die mit jedem Euro, der in die Stiftung fließt, größer wird. Verpflichtet ist er nur dem Testament Horns und der Stiftungsbehörde bei der Landesdirektion Dresden und dem Meißner Amtsgerichtsdirektor.
Lauerwald kann unabhängig arbeiten und entscheiden, wem die Stiftung Geld geben will. 2000 bis 3000 Euro pro Jahr sind es zurzeit, die im Sinne Horns als Stiftungszweck ausgegeben werden. Das Stadtmuseum hat laut Lauerwald von der Stiftung profitiert, der Verein Steingut e.V., der sich um eine alte Steinburg im Triebischtal kümmert, für die Wiedererrichtung
der Meißner Postmeilensäule sind Mittel verwandt worden und anderes mehr.Der Verwalter denkt darüber nach, das Spektrum in Richtung Bildungsförderung auszudehnen. Auch die Denkmalpflege soll nicht zu kurz kommen.
Theoretisch kann die Stiftung auch Privatleute unterstützen, die Häuser in der Meißner Altstadt sanieren. Manches ist noch Zukunftsmusik, doch vieles hat schon klare Konturen angenommen. Das Stiftungskapital wird Jahr für Jahr steigen. Lauerwald will sich seine Gelassenheit bewahren. Und seine Unabhängigkeit als Verwalter. „Es ist gut, dass die Stiftung nicht zum Spielball der Politik werden kann.“ Sondern Nachhaltigkeit fördert, ganz im Sinne eines patriotischen und wohlhabenden Meißners.
Bildunterschrift: Der Kunsthistoriker Tom Lauerwald bewahrt als Stadt.archivar in Meißen das ideelle Erbe der Domstadt und verwaltet in seinem zweiten Beruf die „Otto- und Emma-Horn-Stiftung“. Fotos (6): Martin Förster
Quelle: DNN vom 07.06.2011