Die Hornsche Stiftung aus Meißen unterstützt jedes Jahr den Ausbau der Jahnhalle. Ohne diese Mittel würde es auf dem Jüdenberg nicht vorangehen.
Sächsische Zeitung, 17.10.2020, von Martin Skurt
Meißen. Tom Lauerwald freut sich. Der Vorsitzende der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung verteilt jedes Jahr Geld an Initiativen, Vereine und auch Stiftungen. Wie die Bürgerstiftung Meißen, die sich seit ihrer Gründung 2016 für den Erhalt der Jahnhalle auf dem Jüdenberg einsetzt. So lange unterstützt auch schon die Horn’sche Stiftung das Projekt. ,,Ich finde es wunderbar, dass sich Stiftungen gegenseitig unterstützen können“, sagt Tom Lauerwald. Die Horn’sche Stiftung ist gleichzeitig auch Gründungsmitglied. Dieses Jahr spendiert Tom Lauerwald 5.000 Euro für die Sanierung der Jahnhalle. Das Geld wird hauptsächlich dafür verwendet, um weitere Mittel zu beantragen, erklärt Ina Heß. Zum Beispiel aus dem Topf der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM). ,,Die Spende der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung ist deshalb eine willkommene Unterstützung“. sagt die Vorsitzende der Bürgerstiftung weiter. Denn um BKM-Förderungen zu erhalten, brauche man Eigenmittel.
Freude über Spenden
2017 hat die Bürgerstiftung die Jahnhalle mit umliegendem Areal erworben. Für einen symbolischen Euro. Die Stiftung rettet damit die Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Sporthalle, die Mitte der 2000er-Jahre geschlossen wurde. Seitdem gibt es 44 Stifter. Auch das Vermögen stieg von etwa 25.000 Euro auf etwa 100.000 Euro (Stand 2019). Neben der Otto-und-Emma-Horn-Stiftung unterstützen dabei viele private Stiftungen wie die ELZET Stiftung aus Stuttgart, aber auch Privatpersonen und Unternehmen aus Meißen. Zusätzlich gibt es verschiedene Förderprogramme, die die Bürgerstiftung erfolgreich anzapfen konnten: wie das Denkmalschutz-Sonderprogramm VIII der BKM oder das Bundesmittelprogramm ,,Stadtumbau“. Ina Heß ist zudem froh, dass sie trotz Corona die BKM-Mittel bekommen haben. „Es wäre schade, wenn in Zukunft solche Projekte wie die Jahnhalle nicht mehr gefördert werden.“ Aufgrund der milliardenschweren Schulden, die die Bundesregierung auf sich nimmt, wäre das nicht verwunderlich. Im Vergleich zu 2019 belasten mehr als 200 Milliarden Euro den öffentlichen Haushalt Deutschlands, teilt das Statistische Bundesamt im September mit. Mittlerweile sind etwa 120 Personen im Freundeskreis der Stiftung regelmäßig aktiv. Allein fast 1.000 Arbeitsstunden in zwölf Arbeitseinsätzen im vergangenen Jahr zeigen, dass die Stiftung auf großes Engagement der Meißner Bürger trifft. Das braucht es auch, um den Umbau der Jahnhalle zu bewältigen.
Weitere Informationen zur Stiftung gibt es online. Wer spenden will, kann das über das Konto der Bürgerstiftung: DE21 8505 5000 0500 1385 91.
Die Horn’sche Stiftung aus Meißen rettete das Haus vor dem Verfall. Ab Oktober sind die Wohnungen bezugsfertig.
Sächsische Zeitung, 16.08.2020, von Martion Skurt
Meißen. Lange wurde darüber diskutiert, die Häuser am Lommatzscher Tor abzureißen. Jetzt kann eines davon bewohnt werden. Ab Oktober ziehen erste Mieter ein, in das Fachwerkgebäude am Lommatzscher Tor 1. Unweit des Burgbergs hatte die Stiftung Otto-und-Emma-Horn das Haus 2015 gekauft, nachdem die Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Meißen mbH keinen Käufer gefunden hat. Tom Lauerwald, Verwalter der Stiftung und Stadtarchivar, ist glücklich, dass das Haus erhalten werden konnte. Im 13. Jahrhundert wurde das gesamte Gehöft erstmalig urkundlich erwähnt. Das Erdgeschoss, des nun sanierten Fachwerkhauses, stammt aus dem 17. Jahrhundert, der Aufbau erfolgte im 19. Jahrhundert. Das Meißner Architekturbüro Hauswald plante dabei den Umbau des Denkmals zu einem Wohnhaus. Das Gebäude wurde in sieben Wohnungen aufgeteilt. Sechs davon werden ab Oktober bezogen. Eine weitere im Erdgeschoss folgt ab November oder Dezember, und zwar ein Single-Apartment. Die Wohnungsgrößen betragen dabei zwischen 70 und 140 Quadratmetern. Obere Wohnungen fast fertig Jetzt ist man dabei, den Innenausbau weiter voranzutreiben. So sind in den oberen Etagen schon die Böden verlegt: Parkett und Fliesen. Einzelne Zimmer wurden dort schon farbig gestrichen, nach den Wünschen der baldigen Bewohner. Im Erdgeschoss erhalten die Wohnungen wiedernm eine Fußbodenheizung. Allerdings: Es fehlen noch überall die Türen. ,,Die werden erst in den nächsten Wochen installiert. Sie müssen erst noch geliefert werden“, so Tom Lauerwald.
Sonst gestaltet die Stiftung das gesamte Gehöft mit insgesamt drei Häusern weiter aus. So wird es noch mehrere Garagen- und Carportplätze geben. Eine Wohnung im Erdgeschoss erhält einen extra Vorgarten mit mittelalterlichem Wassertrog: wie es ihn vor etwa 800 Jahren schon mal gab. Er wird zusätzlich noch umzäunt. Damit hat die Wohnung im Erdgeschoss zwei Terrassen. Die andere befindet sich am Hinterhaus mit saftig grüner Wiese, die offensichtlich die vergangenen Hitzetage gut überstanden hat. Der Innenhof wird ebenso begriint. Zudem haben die zwei Wohnungen im ersten Obergeschoss jeweils einen Balkon. Die zwei anderen Häuser auf dem Hof werden später ausgebaut, nachdem sich 2018 kein Käufer gefunden hatte. Dort sollen zum Beispiel Lager- oder Büroräume entstehen, unter anderem für Vereine. Eine genauere Planung folge dann später, sobald das Fachwerkhaus fertig gebaut ist, sagt der Stiftungsverwalter. ,,Erst mal konzentrieren wir uns auf ein Projekt.“
Denkmal soll Vorbild sein
Darüber hinaus plant die Stiftung dort drei zusätzliche Wohnungen, erklärt Tom Lauerwald. Eine Familie mit behindertem Kind möchte eine davon gern bewohnen. Deshalb wird das Haus barrierefrei gestaltet · und erhält sogar einen Fahrstuhl. Urspriinglich war ein solcher im fast fertigen Haus gegenüber geplant, wurde jedoch wieder verworfen. Die 1951 gegriindete Stiftung setzt sich unter anderem für Denkmalschutz und -pflege ein. Seit 1998 hat sie unter anderem folgende Projekte gefördert: die Sanierung der Jehmlich-Orgel in der Johanneskirche oder Restaurierungsarbeiten an der Klosterruine „Heilig Kreuz“, um nur zwei Beispiele zu nennen. Etwa zweieinhalb Millionen Euro hat die Meißner Stiftung in die Anlage am Lommatzsch er Tor investiert. Sie bleibt dabei in ihrem Besitz und soll Mieteinnahmen abwerfen. Mit dem Haus möchte die Stiftung zudem beispielhaft zeigen, dass Baudenkmäler in Meißen wirtschaftlich bewahrt werden können, laut ihrem Tätigkeitsbericht des Jahres 2018.
Wohnen in einem Denkmal, Sächsische Zeitung, 16.08.2020, von Martion Skurt
Das Prälatenhaus Rote Stufen 3 gilt als bedeutendstes Denkmal der Stadt – nun ist seine Zukunft wieder offen.
SZ, 22.11.2018, Udo Lemke
Im März 2017 stimmte der Stadtrat mit 23 von 24 Stimmen für den Verkauf des Prälatenhauses an die Otto-und-Emma-Horn-Stiftung. Diese hat sich nun davon zurückgezogen. Warum, wollte die SZ von Stiftungsverwalter Tom Lauerwald wissen.
Herr Lauerwald, sind Sie enttäuscht, dass Sie den Kauf des Prälatenhauses rückgängig machen mussten?
Als die Stiftung das Prälatenhaus im März vergangenen Jahres
vom Stadtrat zugesprochen bekommen hat, sind wir von Sanierungskosten von 700
000 Euro ausgegangen. So wie es von der Stadtverwaltung angegeben worden war.
Wir haben das Projekt durch ein Planungsbüro neu bewerten lassen und sind bei
einer Komplettbausumme von zwei Millionen Euro rausgekommen -also fast dem
Dreifachen der ursprünglichen Summe.
Damit war klar, dass es zu teuer für die Stiftung wird?
Nein, wir haben in Abstimmung mit dem städtischen Bauamt,
der Sächsischen Aufbaubank und dem Planungsbüro einen Bauabschnitt gebildet,
der bei etwa 1,4 Millionen Euro lag. Ursprünglich war abgesprochen, dass die
Stiftung bei dem Vorhaben auch die 20 Prozent des kommunalen Anteils trägt.
Mit der neuen Bausumme hat sich dieser Anteil ebenfalls fast verdreifacht, auf
280 000 Euro. Hinzu kommt, dass die Stiftung 255 000 Euro für den Kauf des
Gebäudes und des Vorplatzes, insgesamt also 535 000 Euro, bezahlen muss. Ich
habe das Gespräch mit dem Oberbürgermeister gesucht und eine
Kaufpreisreduzierung vorgeschlagen. Er hat sehr deutlich gemacht, dass er da
nicht mitgeht. Es ist mir nicht gelungen, die Stadt dazu zu bewegen, sich in
irgendeiner Form an den gestiegenen Kosten zu beteiligen.
Sie haben sich ja auch an die Stadtratsfraktionen gewandt. Gab es eine Reaktion?
Nein. Ich habe geschrieben, ich stehe jederzeit für
Rückfragen bereit es gab keine.
Was bedeutet das jetzt eigentlich?
Umdenken in jeglicher Hinsicht. Es ist keine einfache
Situation für die Stiftung, denn wir haben ja in das Projekt schon Mittel
reingesteckt. Es ist so, als wenn man mit 150 über die Autobahn fährt und dann
wird komplett der Stecker gezogen. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, dass
sich bei solch einem Projekt, an dem die Stiftung nichts verdient, die Kommune
beteiligen sollte. Das Prälatenhaus könnte ein Aushängeschild für die Stadt
sein, deshalb wäre es schon den Versuch wert gewesen, nach Wegen zu suchen,.
wie das Projekt hätte gerettet werden können, aber das ist · nicht geschehen.
Der Oberbürgermeister setzt eben andere Prämissen.
Das Prälatenhaus sollte als Vereinshaus genutzt werden.
Die Stiftung steht nach wie vor dazu, dass sie dieses
Vereinshaus auf eigene Kosten bewirtschaften würde. Was sie aber nicht leisten
kann, ist, die Sanierung allein, ohne Beitrag der Stadt zu stemmen.
Hätten Sie sich strafbar gemacht, wären Sie nicht vom Projekt zurückgetreten?
Ich darf als Verwalter die Existenz der Stiftung nicht
gefährden. Die nunmehr errechneten Sanierungskosten von zwei Millionen Euro
kann die Stiftung nicht so ohne Weiteres tragen. Ich hatte den Eindruck, dass
es seitens der Stadtverwaltung keinerlei Anstrengungen gab, über Optionen
nachzudenken. Wertschätzung gegenüber der Stiftung. sie hat der Stadt in den
vergangenen 20 Jahren 80 000 Euro überwiesen – haben wir in den vergangenen
Jahren nicht erfahren. Das gescheiterte Projekt Prälatenhaus passt da ins Bild.
Was das Prälatenhaus betrifft, drängt die Zeit, sollen Fördermittel nicht verfallen, ist das richtig?
Das ist das nächste Problem. Das Prälatenhaus wird über ein
europäisches Programm gefördert, doch das läuft 2020 aus. Das heißt im
Klartext: Ist bis Ende 2020 der beantragte Bauabschnitt nicht fertiggestellt,
verfallen die Fördermittel. Wir hatten eine neue Baugenehmigung besorgt, weil
sich etwa die Brandschutzanforderungen stark verändert haben. Diese Genehmigung
habe ich nun zurückgezogen.
Themenwechsel: Die Horn’sche Stiftung fördert Projekte in Meißen. Können Sie Beispiele nennen?
Die Satzung der Stiftung legt ein breites Spektrum fest.
Etwa im Kinder-und Jugendbereich. Als es die Jugendkunstschule noch gab, haben
wir diese unterstützt, oder den Förderverein des Franziskaneums, wir helfen
aber auch bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft bei der Finanzierung der
Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Wir fördern den seniorengerechten
Umbau von Wohnungen genauso wie die Bürgerstiftung. Gefördert werden auch der
Kultur- und der Kunstverein. Natürlich unterstützen wir auch das Stadtmuseum
seit vielen Jahren.
Wie hoch ist aktuell das Grundkapital der Stiftung?
Wenn wir den Wert der Immobilien mit betrachten, dann sind
das gut sechs Millionen Euro. Durch die Versteigerungen der Münzsammlungen der
Stiftung konnten wir bestehende Kredite ablösen und in Baumaßnahmen
investieren. Die Immobilienbewirtschaftung bringt Erträge, ebenso die
Geldanlagen – daraus schöpfen wir, um Fördergelder zu vergeben.
Welche Immobilien gehören der Stiftung, was wird mit dem Schloßberg 7?
Uns gehören sechs Häuser. In den Schloßberg 7, die
ehemaligen Theaterwerkstätten, wollten wir ein Parkhaus einbauen, aber das
lässt sich wirtschaftlich nicht darstellen. Das Gebäude wird verkauft, wir stehen
kurz vor dem Abschluss. Dort sollen Wohnungen entstehen.
Was ist mit dem Lommatzscher Tor, ursprünglich wollte die Stiftung ja den Rohbau fertigstellen, Familien sollten sich ihre Wohnungen selbst gestalten.
Die Stiftung hat das historische Gebäude, das abgerissen
werden sollte, erworben, um es zu retten. Es war in einem katastrophalen
Zustand, nun ist es gesichert. Es liegt zwar nicht in der Altstadt, ist aber
für die Identität der Stadt wichtig. In der Praxis hat sich gezeigt, dass das
erwähnte Konzept nicht umsetzbar ist, vor allem aus stiftungsrechtlichen
Gründen. Ich gehe davon aus, dass 2019 weitergebaut wird.
Was plant die Stiftung in nächster Zeit?
Wir wollen unsere offenen Baustellen zu Ende bringen, also
den Verkauf des Schlossbergs 7 und das Lommatzscher Tor. Wir planen im
kommenden Jahr, im Baderberg 2 im Innenhof Parkmöglichkeiten zu bauen. Außerdem
sollen der Winkelkrug saniert und über der Gaststätte eine Wohnung eingebaut
werden.
Die Horn’sche Stiftung fördert vor allem Vereine und
Projekte in der Stadt – aber sie saniert auch Häuser.
von Udo Lemke, SZ 05.01.2018
Regennass glänzen die Dachziegel, die Gauben sind aufgebaut,
nur die Fenster fehlen noch. Wer heute das schöne alte Fachwerkgebäude Am
Lommatzscher Tor, an der Straße hoch zum Burgberg sieht, kann nicht ahnen, was
es für Arbeit und Mühe gekostet hat, dieses Bild herzustellen: „Allein über dem
Erdgeschoss haben wir 85 Prozent der Holzbalken austauschen müssen“,
erklärt Tom Laueiwald. Er ist als Verwalter der Otto-und-Emma-HornStiftung
eingesetzt. Und diese hat den Gebäudekomplex gekauft und so vor dem Verfall
bzw. Abriss bewahrt.
Allerdings ist noch viel zu tun. Fenster und Türen müssen
noch eingebaut werden, der Außenputz fehlt noch und die Gestaltung im Innern.
Die hängt davon ab. was das Ganze einmal werden soll. Es könnten Wohnungen in
dem Bau entstehen, oder aber kleinere Einheiten für betreutes Wohnen. Insgesamt
2,5 Millionen Euro werden am Ende wohl dafür nötig sein, rund 750000 Euro sind
bislang schon in den Bau geflossen.
Die Sanierung eigener Gebäude gehört zu den üblichen wirtschaftlichen
Aktivitäten einer Stiftung. Der Satzungszweck wird unmittelbar verwirklicht
durch eigene Maßnahmen und durch die Beschaffung und Weiterleitung von
Mitteln.“ So steht es in der Satzung. Damit sind auch die anderen
Bauprojekte sanktioniert. So der Baderberg 2. „Wir haben die Sanierung nach
zehn Jahren im vergangenen Dezember abgeschlossen und insgesamt 1,3 Millionen
Euro dafür investiert.“ Für die Außenhülle erhielt die Stiftung dabei
150000 von 400000 Euro gefordert. Insgesamt acht Wohnungen, die allesamt
vermietet sind, sind so entstanden. Das angrenzende Haus Baderberg 3 ist
ebenfalls fertig. Hier stehen nunmehr drei Wohnungen und im Erdgeschoss die
Hebammenpraxis zur Verfügung.
„Der Umbau des Schlossbergs 7 soll in diesem Jahr auf jeden
Fall losgehen“, so Tom Lauerwald. Für dieses Gebäude gibt es schon länger
Planungen. Danach soll dort ein Parkhaus entstehen – für den angrenzenden
Theaterplatz wäre dies eine wichtige Entlastung. Ob allerdings die große Ausbauvariante
mit 34 Stellplätzen kommt, hängt davon ab, ob die Stadt Fördermittel einwerben
kann. „Das Gebäude wird entkernt und über das Erdgeschoss kommt eine neue
Decke, damit dort Autos parken können. Dafür haben wir schon die Baugenehmigung.“
Das mit Abstand größte Projekt aber, der Kauf des
Prälatenhauses an den Roten Stufen 3 zum Preis von 240 000 Euro, ist zwar im
vergangenen März vom Stadtrat abgesegnet worden, aber immer noch nicht über die
Bühne gegangen. Die Stiftung möchte erstens verhindern, für bereits vergebene
Forderungen für das spätgotische Domherrenhaus, das als eines der bedeutendsten
Kulturdenkmäler der Stadt gilt, haftbar gemacht zu werden. Immerhin sind
bereits eine Million Euro in das Ensemble geflossen. Zweitens möchte die Stiftung,
dass die Stadt Fördermittel beim EU-Programm Efre besorgt. Und drittens möchte
die Stiftung, dass sich die Stadt auch nach einem Verkauf dauerhaft für das
Prälatenhaus engagiert.
Vorerst gibt es eine erste Übereinkunft. Danach hat die
Horn’sche Stiftung einen Betreuungsvertrag mit der Verwaltung abgeschlossen. „Das
heißt, dass wir uns stetig um das Haus kümmern, das reicht vom Winterdienst bis
dahin, dafür zu sorgen, dass keine Leitung einfriert.“
Tom Lauerwald wünscht sich, dass der Verkauf des
Prälatenhauses nun bald vollzogen werden kann.
Der Mathematisch Physikalische Salon will eine Kutschenuhr der Horn’schen Stiftung nicht.
Jetzt kehrt sie nach Meißen zurück.
Von Udo Lemke, SZ 19.04.2017
Es ist ganz einfach: ,,Die Kutschenuhr, auch als Karossenuhr, Satteluhr oder Alkovenuhr bezeichnet, ist eine federgetriebene Reiseuhr in der Form einer überdimensionierten Taschenuhr.“ So ist es bei Wikipedia nachzulesen. Auch, warum Kutschenuhren so groß sind, liegt auf bzw. in der Hand. Sie haben immerhin einen Durchmesser zwischen neun und zwölf Zentimeter – zum Vergleich: Eine normale Untertasse bringt es auf knapp 14 Zentimeter Durchmesser.
Wer einst mit der Postkutsche auf schlechten Straßen unterwegs war, brauchte einen robusten Zeitmesser, zudem hätte sich ein kleines Ziffernblatt bei dem Geschaukel schlecht lesen lassen. Außerdem konnte anhand der großen Kutschenuhr jedermann sehen, dass ihr Besitzer nicht gerade am Hungertuch nagte. Deshalb waren die Kutschenuhren nicht nur besonders groß, sondern auch besonders schön. So wie die jüngst bsim Hamburger Auktionshaus Cortrie angebotene. „Bedeutende sächsische Kutschenuhr mit Selbstschlag, Repetition und Alarm, Johann Heinrich Wagner Dresden, um .· 1700″, stand dazu im Katalog zu lesen, und: „Prächtiges Silbergehäuse, durchbrochen gearbeitet, feinst graviertes Rankenwerk mit Vögeln, Fabelwesen und Fratze, zusätzliches, versilbertes Schutzgehäuse mit Klangöffnungen“.
Bei zwölf Zentimeter Durchmesser bringt die Uhr immerhin 1370 Gramm auf die Waage, das sind gut 200 Gramm mehr als ein Ein-Liter-Pack Milch, 3,5 Prozent Fettgehalt. Dieses Gewicht kommt zustande, weil die Uhr noch komplett ist, ,,originale Glocke, hoch kompliziertes Spindelwerk mit Vollplatine, drei Federhäuser für Gangwerk, Schlagwerk und Weckwerk, Zugrepetition, Selbstschlag und Alarm, außergewöhnliche hexagonale Pfeiler, Emaillezifferblatt mit kleinen Randbestoßungen, gebläute Poker- und Beetlezeiger sowie zentraler Weckerzeiger“, führt das Auktionshaus auf. Und auch 317 Jahre nach seiner Entstehung funktioniert das Gerät noch. Kurz diese Kutschenuhr ist ein Wunderwerk. Trotzdem wollte und will sie niemand haben. Bei Cortrie sollte das gute Stück für 25 000 Euro den Besitzer wechseln, aber niemand bot. Selbst, als beim Nachverkauf nur noch 15 000 Euro verlangt wurden, fand sich kein Liebhaber.
Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner
Tom Lauerwald, der Verwalter der Ottound-Emma-Horn-Stiftung, der die Uhr gehört, ist ganz froh, dass sie nicht im Nachverkauf über den Tisch gegangen ist. ,,Wir wollen die Uhr nicht unter Wert verkaufen, da bleibt sie vorerst bei der Stiftung.“
Lauerwald ist einigermaßen sauer auf den Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden. Diesem hatte die Stiftung die Uhr angeboten, aber der Salon brauchte Ewigkeiten, um sich zu entscheiden. ,,Dass er sie nicht will, hätte Direktor Plaßmeyer uns auch schon vor drei Jahren sagen können, ich finde dieses Verhalten unfair.“
Peter Plaßmeyer bestätigt, dass ihm die Uhr angeboten worden ist. ,,Das ist ein interessantes Stück, aber kein Spitzenstück“, erklärt der Direktor. Aber nicht diese qualitative Einordnung hat zur Ablehnung seitens des Salons geführt, sondern die Frage nach der Provenienz der Kutschenuhr. ,,Die Frage ist, wie ist die Uhr in die Horn’sche Sammlung gekommen? Das war für mich nicht eindeutig klärbar.“ Das sei ausschlaggebend für die Ablehnung seitens der Staatlichen Kunstsammlungen gewesen.