Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Meißen

Kategorie: Presse

  • Stiftung steigt aus

    Stiftung steigt aus

    Das Prälatenhaus Rote Stufen 3 gilt als bedeutendstes Denkmal der Stadt – nun ist seine Zukunft wieder offen.

    SZ, 22.11.2018, Udo Lemke

    Im März 2017 stimmte der Stadtrat mit 23 von 24 Stimmen für den Verkauf des Prälatenhauses an die Otto-und-Emma­-Horn-Stiftung. Diese hat sich nun davon zurückgezogen. Warum, wollte die SZ von Stiftungsverwalter Tom Lauerwald wissen.

    Herr Lauerwald, sind Sie enttäuscht, dass Sie den Kauf des Prälatenhauses rückgängig machen mussten?

    Als die Stiftung das Prälatenhaus im März vergangenen Jahres vom Stadtrat zugesprochen bekommen hat, sind wir von Sanierungskosten von 700 000 Euro ausgegangen. So wie es von der Stadtverwaltung angegeben worden war. Wir haben das Projekt durch ein Planungsbüro neu bewerten lassen und sind bei einer Komplettbausumme von zwei Millionen Euro rausgekommen -also fast dem Dreifachen der ur­sprünglichen Summe.

    Damit war klar, dass es zu teuer für die Stiftung wird?

    Nein, wir haben in Abstimmung mit dem städtischen Bauamt, der Sächsischen Aufbaubank und dem Planungsbüro einen Bauabschnitt gebildet, der bei etwa 1,4 Millionen Euro lag. Ursprünglich war abge­sprochen, dass die Stiftung bei dem Vorha­ben auch die 20 Prozent des kommunalen Anteils trägt. Mit der neuen Bausumme hat sich dieser Anteil ebenfalls fast verdreifacht, auf 280 000 Euro. Hinzu kommt, dass die Stiftung 255 000 Euro für den Kauf des Gebäudes und des Vorplatzes, insgesamt also 535 000 Euro, bezahlen muss. Ich habe das Gespräch mit dem Oberbürgermeister gesucht und eine Kaufpreisreduzierung vorgeschlagen. Er hat sehr deutlich gemacht, dass er da nicht mitgeht. Es ist mir nicht gelungen, die Stadt dazu zu bewegen, sich in irgendeiner Form an den gestiege­nen Kosten zu beteiligen.

    Sie haben sich ja auch an die Stadtratsfraktionen gewandt. Gab es eine Reaktion?

    Nein. Ich habe geschrieben, ich stehe jederzeit für Rückfragen bereit es gab keine.

    Was bedeutet das jetzt eigentlich?

    Umdenken in jeglicher Hinsicht. Es ist kei­ne einfache Situation für die Stiftung, denn wir haben ja in das Projekt schon Mittel reingesteckt. Es ist so, als wenn man mit 150 über die Autobahn fährt und dann wird komplett der Stecker gezogen. Ich bin aber sehr wohl der Meinung, dass sich bei solch einem Projekt, an dem die Stiftung nichts verdient, die Kommune beteiligen sollte. Das Prälatenhaus könnte ein Aus­hängeschild für die Stadt sein, deshalb wä­re es schon den Versuch wert gewesen, nach Wegen zu suchen,. wie das Projekt hätte gerettet werden können, aber das ist · nicht geschehen. Der Oberbürgermeister setzt eben andere Prämissen.

    Das Prälatenhaus sollte als Vereinshaus genutzt werden.

    Die Stiftung steht nach wie vor dazu, dass sie dieses Vereinshaus auf eigene Kosten bewirtschaften würde. Was sie aber nicht leisten kann, ist, die Sanierung allein, ohne Beitrag der Stadt zu stemmen.

    Hätten Sie sich strafbar gemacht, wären Sie nicht vom Projekt zurückgetreten?

    Ich darf als Verwalter die Existenz der Stiftung nicht gefährden. Die nunmehr errechneten Sanierungskosten von zwei Millionen Euro kann die Stiftung nicht so ohne Weiteres tragen. Ich hatte den Eindruck, dass es seitens der Stadtverwaltung keinerlei Anstrengungen gab, über Optionen nachzudenken. Wertschätzung gegenüber der Stiftung. sie hat der Stadt in den vergangenen 20 Jahren 80 000 Euro überwiesen – haben wir in den vergangenen Jahren nicht erfahren. Das gescheiterte Projekt Prälatenhaus passt da ins Bild.

    Was das Prälatenhaus betrifft, drängt die Zeit, sollen Fördermittel nicht verfallen, ist das richtig?

    Das ist das nächste Problem. Das Prälatenhaus wird über ein europäisches Programm gefördert, doch das läuft 2020 aus. Das heißt im Klartext: Ist bis Ende 2020 der beantragte Bauabschnitt nicht fertiggestellt, verfallen die Fördermittel. Wir hatten eine neue Baugenehmigung besorgt, weil sich etwa die Brandschutzanforderungen stark verändert haben. Diese Genehmigung habe ich nun zurückgezogen.

    Themenwechsel: Die Horn’sche Stiftung fördert Projekte in Meißen. Können Sie Beispiele nennen?

    Die Satzung der Stiftung legt ein breites Spektrum fest. Etwa im Kinder-und Jugendbereich. Als es die Jugendkunstschule noch gab, haben wir diese unterstützt, oder den Förderverein des Franziskaneums, wir helfen aber auch bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft bei der Finanzierung der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen. Wir fördern den seniorengerechten Umbau von Wohnungen genauso wie die Bürgerstiftung. Gefördert werden auch der Kultur- und der Kunstverein. Natürlich unterstützen wir auch das Stadtmuseum seit vielen Jahren.

    Wie hoch ist aktuell das Grundkapital der Stiftung?

    Wenn wir den Wert der Immobilien mit betrachten, dann sind das gut sechs Millionen Euro. Durch die Versteigerungen der Münzsammlungen der Stiftung konnten wir bestehende Kredite ablösen und in Baumaßnahmen investieren. Die Immobilienbewirtschaftung bringt Erträge, ebenso die Geldanlagen – daraus schöpfen wir, um Fördergelder zu vergeben.

    Welche Immobilien gehören der Stiftung, was wird mit dem Schloßberg 7?

    Uns gehören sechs Häuser. In den Schloßberg 7, die ehemaligen Theaterwerkstätten, wollten wir ein Parkhaus einbauen, aber das lässt sich wirtschaftlich nicht darstellen. Das Gebäude wird verkauft, wir stehen kurz vor dem Abschluss. Dort sollen Wohnungen entstehen.

    Was ist mit dem Lommatzscher Tor, ursprünglich wollte die Stiftung ja den Rohbau fertigstellen, Familien sollten sich ihre Wohnungen selbst gestalten.

    Die Stiftung hat das historische Gebäude, das abgerissen werden sollte, erworben, um es zu retten. Es war in einem katastrophalen Zustand, nun ist es gesichert. Es liegt zwar nicht in der Altstadt, ist aber für die Identität der Stadt wichtig. In der Praxis hat sich gezeigt, dass das erwähnte Konzept nicht umsetzbar ist, vor allem aus stiftungsrechtlichen Gründen. Ich gehe davon aus, dass 2019 weitergebaut wird.

    Was plant die Stiftung in nächster Zeit?

    Wir wollen unsere offenen Baustellen zu Ende bringen, also den Verkauf des Schlossbergs 7 und das Lommatzscher Tor. Wir planen im kommenden Jahr, im Baderberg 2 im Innenhof Parkmöglichkeiten zu bauen. Außerdem sollen der Winkelkrug saniert und über der Gaststätte eine Wohnung eingebaut werden.

    Die Fragen stellte Udo Lemke.

  • Ein ungewöhnlicher Bauherr

    Ein ungewöhnlicher Bauherr

    Die Horn’sche Stiftung fördert vor allem Vereine und Projekte in der Stadt – aber sie saniert auch Häuser.

    von Udo Lemke, SZ 05.01.2018

    Regennass glänzen die Dachziegel, die Gauben sind aufgebaut, nur die Fenster fehlen noch. Wer heute das schöne alte Fachwerkgebäude Am Lommatzscher Tor, an der Straße hoch zum Burgberg sieht, kann nicht ahnen, was es für Arbeit und Mühe gekostet hat, dieses Bild herzustellen: „Allein über dem Erdgeschoss haben wir 85 Prozent der Holzbalken austauschen müssen“, erklärt Tom Laueiwald. Er ist als Verwalter der Otto-und-Emma-Horn­Stiftung eingesetzt. Und diese hat den Gebäudekomplex gekauft und so vor dem Verfall bzw. Abriss bewahrt.

    Allerdings ist noch viel zu tun. Fenster und Türen müssen noch eingebaut werden, der Außenputz fehlt noch und die Gestaltung im Innern. Die hängt davon ab. was das Ganze einmal werden soll. Es könnten Wohnungen in dem Bau entstehen, oder aber kleinere Einheiten für betreutes Wohnen. Insgesamt 2,5 Millionen Euro werden am Ende wohl dafür nötig sein, rund 750000 Euro sind bislang schon in den Bau geflossen.

    Die Sanierung eigener Gebäude gehört zu den üblichen wirtschaftlichen Aktivitäten einer Stiftung. Der Satzungszweck wird unmittelbar verwirklicht durch eigene Maßnahmen und durch die Beschaffung und Weiterleitung von Mitteln.“ So steht es in der Satzung. Damit sind auch die ande­ren Bauprojekte sanktioniert. So der Baderberg 2. „Wir haben die Sanierung nach zehn Jahren im vergangenen Dezember abgeschlossen und insgesamt 1,3 Millionen Euro dafür investiert.“ Für die Außenhülle erhielt die Stiftung dabei 150000 von 400000 Euro gefordert. Insgesamt acht Wohnungen, die allesamt vermietet sind, sind so entstanden. Das angrenzende Haus Baderberg 3 ist ebenfalls fertig. Hier stehen nunmehr drei Wohnungen und im Erdgeschoss die Hebammenpraxis zur Verfügung.

    „Der Umbau des Schlossbergs 7 soll in diesem Jahr auf jeden Fall losgehen“, so Tom Lauerwald. Für dieses Gebäude gibt es schon länger Planungen. Danach soll dort ein Parkhaus entstehen – für den angrenzenden Theaterplatz wäre dies eine wichtige Entlastung. Ob allerdings die große Ausbauvariante mit 34 Stellplätzen kommt, hängt davon ab, ob die Stadt Fördermittel einwerben kann. „Das Gebäude wird entkernt und über das Erdgeschoss kommt eine neue Decke, damit dort Autos parken können. Dafür haben wir schon die Baugenehmigung.“

    Das mit Abstand größte Projekt aber, der Kauf des Prälatenhauses an den Roten Stufen 3 zum Preis von 240 000 Euro, ist zwar im vergangenen März vom Stadtrat abgesegnet worden, aber immer noch nicht über die Bühne gegangen. Die Stiftung möchte erstens verhindern, für bereits vergebene Forderungen für das spätgotische Domherrenhaus, das als eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Stadt gilt, haftbar gemacht zu werden. Immerhin sind bereits eine Million Euro in das Ensemble geflossen. Zweitens möchte die Stiftung, dass die Stadt Fördermittel beim EU-Programm Efre besorgt. Und drittens möchte die Stiftung, dass sich die Stadt auch nach einem Verkauf dauerhaft für das Prälatenhaus engagiert.

    Vorerst gibt es eine erste Übereinkunft. Danach hat die Horn’sche Stiftung einen Betreuungsvertrag mit der Verwaltung abgeschlossen. „Das heißt, dass wir uns stetig um das Haus kümmern, das reicht vom Winterdienst bis dahin, dafür zu sorgen, dass keine Leitung einfriert.“

    Tom Lauerwald wünscht sich, dass der Verkauf des Prälatenhauses nun bald vollzogen werden kann.

  • Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner

    Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner

    Der Mathematisch Physikalische Salon will eine Kutschenuhr der Horn’schen Stiftung nicht.
    Jetzt kehrt sie nach Meißen zurück.

    Von Udo Lemke, SZ 19.04.2017

    Es ist ganz einfach: ,,Die Kutschenuhr, auch als Karossenuhr, Satteluhr oder Alkoven­uhr bezeichnet, ist eine federgetriebene Reiseuhr in der Form einer überdimensio­nierten Taschenuhr.“ So ist es bei Wikipe­dia nachzulesen. Auch, warum Kutschen­uhren so groß sind, liegt auf bzw. in der Hand. Sie haben immerhin einen Durch­messer zwischen neun und zwölf Zentime­ter – zum Vergleich: Eine normale Unter­tasse bringt es auf knapp 14 Zentimeter Durchmesser.

    Wer einst mit der Postkutsche auf schlechten Straßen unterwegs war, brauchte einen robusten Zeitmesser, zu­dem hätte sich ein kleines Ziffernblatt bei dem Geschaukel schlecht lesen lassen. Au­ßerdem konnte anhand der großen Kut­schenuhr jedermann sehen, dass ihr Besit­zer nicht gerade am Hungertuch nagte. Deshalb waren die Kutschenuhren nicht nur besonders groß, sondern auch beson­ders schön. So wie die jüngst bsim Ham­burger Auktionshaus Cortrie angebotene. „Bedeutende sächsische Kutschenuhr mit Selbstschlag, Repetition und Alarm, Jo­hann Heinrich Wagner Dresden, um .· 1700″, stand dazu im Katalog zu lesen, und: „Prächtiges Silbergehäuse, durchbrochen gearbeitet, feinst graviertes Rankenwerk mit Vögeln, Fabelwesen und Fratze, zusätz­liches, versilbertes Schutzgehäuse mit Klangöffnungen“.

    Bei zwölf Zentimeter Durchmesser bringt die Uhr immerhin 1370 Gramm auf die Waage, das sind gut 200 Gramm mehr als ein Ein-Liter-Pack Milch, 3,5 Prozent Fettgehalt. Dieses Gewicht kommt zustan­de, weil die Uhr noch komplett ist, ,,origi­nale Glocke, hoch kompliziertes Spindel­werk mit Vollplatine, drei Federhäuser für Gangwerk, Schlagwerk und Weckwerk, Zugrepetition, Selbstschlag und Alarm, au­ßergewöhnliche hexagonale Pfeiler, Email­lezifferblatt mit kleinen Randbestoßun­gen, gebläute Poker- und Beetlezeiger so­wie zentraler Weckerzeiger“, führt das Auktionshaus auf. Und auch 317 Jahre nach seiner Entstehung funktioniert das Gerät noch. Kurz diese Kutschenuhr ist ein Wunderwerk. Trotzdem wollte und will sie niemand haben. Bei Cortrie sollte das gute Stück für 25 000 Euro den Besitzer wech­seln, aber niemand bot. Selbst, als beim Nachverkauf nur noch 15 000 Euro ver­langt wurden, fand sich kein Liebhaber.

    Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner
    Groß wie eine Untertasse, aber viel schöner

    Tom Lauerwald, der Verwalter der Otto­und-Emma-Horn-Stiftung, der die Uhr ge­hört, ist ganz froh, dass sie nicht im Nach­verkauf über den Tisch gegangen ist. ,,Wir wollen die Uhr nicht unter Wert verkau­fen, da bleibt sie vorerst bei der Stiftung.“
    Lauerwald ist einigermaßen sauer auf den Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden. Diesem hatte die Stiftung die Uhr angeboten, aber der Salon brauchte Ewig­keiten, um sich zu entscheiden. ,,Dass er sie nicht will, hätte Direktor Plaßmeyer uns auch schon vor drei Jahren sagen können, ich finde dieses Verhalten unfair.“
    Peter Plaßmeyer bestätigt, dass ihm die Uhr angeboten worden ist. ,,Das ist ein inte­ressantes Stück, aber kein Spitzenstück“, erklärt der Direktor. Aber nicht diese quali­tative Einordnung hat zur Ablehnung sei­tens des Salons geführt, sondern die Frage nach der Provenienz der Kutschenuhr. ,,Die Frage ist, wie ist die Uhr in die Horn’sche Sammlung gekommen? Das war für mich nicht eindeutig klärbar.“ Das sei ausschlag­gebend für die Ablehnung seitens der Staatlichen Kunstsammlungen gewesen.

  • Vom Stiftungsdoktor geprüft

    Vom Stiftungsdoktor geprüft

    Dass die Hornsche Stiftung nicht nur Geld verteilen, sondern auch eigene Projekte verfolgen darf, das steht nun in ihrer Satzung.

    Von Udo Lemke, SZ 29.12.2016
    Im vergangenen Jahr hat die 1945 vom Meißner Weinhändler Otto Horn gegründete Stiftung aus dem Verkauf von Münzen und Skulpturen knapp 2,336 Millionen Euro eingenommen. Der Erlös aus dem Verkauf der Kunstgegenstände, die einst Horn gehörten, vergrößerten das Vermögen der Stiftung, sodass sie mehr Geld ausgeben kann für gemeinnützige Zwecke in der Stadt Meißen.
    Vermutlich hat Stiftungsverwalter Tom Lauerwald Recht, wenn er sagt, dass die jetzt vorgenommenen Änderungen in der Satzung der Otto-und Emma-Horn-Stiftung wahrscheinlich von den meisten Menschen als unerheblich angesehen werden würden, „aber sie sind nicht unerheblich“. Ganz im Gegenteil, sie ermöglichen es der Stiftung, weiter so aktiv zu sein wie in der Vergangenheit und aktiv eigene Projekte voranzutreiben. Jüngstes Beispiel: Mit dem Lommatzscher Tor 1 und 2 kaufte die Stiftung die älteste Hofstelle in Obermeisa von der Seeg und bewahrte sie so vor dem Abriss. Nun werden die Gebäude soweit ertüchtigt, dass sie private Bauherren später vollenden können. Ein interessantes Konzept zur Bewahrung von Baudenkmalen, nicht nur in Meißen.
    Allerdings trieb Lauerwald schon lange die Frage um, ob solch aktives Handeln der Stiftung, nämlich nicht nur Gelder für gemeinnützige Zwecke zu verteilen, sondern selbst anzupacken, durch den Stiftungszweck gedeckt ist. Zumal das Finanzamt vor etwa fünf Jahren die Satzung der Stiftung in dieser Richtung bemängelt hatte. Lauerwald war sich zwar gefühlsmäßig sicher, dass man das aktive Handeln der Stiftung aus Horns Testament herauslesen könne, aber er wollte auch rational sichergehen und wandte sich an Dr. Christoph Mecking. Der ist nicht nur Rechtsanwalt in eigener Kanzlei, sondern auch selbstständiger Stiftungsberater und seit 2005 auch geschäftsführender Gesellschafter des 1990 gegründeten Instituts für Stiftungsberatung zur Unterstützung gemeinnütziger Organisationen und Mäzene. „Wir haben uns zusammen das Testament von Otto Horn noch einmal genau angesehen und einige seiner ursprünglichen Formulierungen wieder in die Satzung übernommen.“

    Zum Literaturfest war der alte Theatermalsaal am Theaterplatz schon einmal zu besichtigen. Bald sollen hier Stellplätze für Pkws nutzbar sein. Foto: C.Hübschmann
    Zum Literaturfest war der alte Theatermalsaal am Theaterplatz schon einmal zu besichtigen. Bald sollen hier Stellplätze für Pkws nutzbar sein. Foto: C.Hübschmann

    Und dort heißt es jetzt: „Der Satzungszweck wird unmittelbar verwirklicht durch eigene Maßnahmen und durch die Beschaffung und Weiterleitung von Mitteln.“ Was die Weiterleitung betrifft, so konnte in diesem Jahr etwa die Bürgerstiftung Meißen davon profitieren. Ohne die von der Hornschen Stiftung überwiesenen 10 000 Euro wäre das Grundkapital für die Bürgerstiftung wohl nicht oder nicht so schnell zusammengekommen. Auch die Johanneskirchgemeinde profitierte von Hornschem Geld, sie erhielt 7 500 Euro für die Sanierung ihrer Orgel. Das Stadtmuseum bekam 7 000 Euro, um Plastiken der Hornsehen Sammlung, die bislang nur Dauerleihgaben gewesen sind, zu erwerben. Allerjüngstes Beispiel sind Zuwendungen, um auf dem Johannesfriedhof das Grabmal des Meißner Porzellankünstlers Hans Rudolph Hentschel (1869-1951) zu sanieren. Dafür werden in den kommenden vier Jahren 4 000 Euro fließen.
    Nächste „eigene Maßnahme“ der Hornsehen Stiftung wird der Bau eines Parkhauses am Theaterplatz sein. Können Fördergelder akquiriert werden, dann werden dort spätestens 2018 etwa 34 Stellplätze vorhanden sein.
    Zum Literaturfest war der alte Theatermalsaal am Theaterplatz schon einmal zu besichtigen. Bald sollen hier Stellplätze für Pkws nutzbar sein. Foto: C.Hübschmann

  • Geschäftsmann, Kunstfreund, Sammler

    Geschäftsmann, Kunstfreund, Sammler

    Otto Horns Nachlass erweist sich als segensreich für die Stadt Meißen

    VON PETER WECKBRODT , DNN, 12.12.2016

    Noch vor wenigen Jahren kannte nur ein kleiner Kreis von Numismatikern den Namen des Meißner Geschäftsmannes, Kunstliebhabers und Sammlers Otto Horn. In Meißen war er sicher den Alteingesessenen als erfolgreicher Geschäftsmann noch in Erinnerung. Bewohnern der sächsischen Landeshauptstadt blieb er hingegen bis vor wenigen Jahren völlig unbekannt. Das änderte sich, als der Freistaat Sachsen mit der Stadt Meißen beziehungsweise der restituierten, in Meißen ansässigen Otto-und-Emma-Horn-Stiftung Gespräche über die Rechte an der Münzsammlung eben dieses Otto Horn führte. Dies regte das öffentliche Interesse an. Staunend erfuhr sie, dass es sich um eine außerordentlich große, in ihrer Art einzigartige Sammlung handele, die Horn zwischen den beiden Weltkriegen zusammengetragen habe.
    Der Freistaat und großzügige private Spender brachten 1,1 Millionen Euro auf, um für die staatlichen Kunstsammlungen Dresden bis 2014 in gesamt 10 554 Münzen und Medaillen aus der 46 043 Exemplare umfassenden Privatmünzensammlung zu erwerben. Von Rainer Grund, dem Direktor des Münzkabinetts, und seinen Mitarbeitern war bereits die gesamte Sammlung wissenschaftlich aufgearbeitet und digital erfasst worden. In einer Sonderausstellung im Sponselsaal des Neuen Grünen Gewölbes konnte die Öffentlichkeit zwischen Oktober 2014 und Januar 2015 eine Auswahl der schönsten und wertvollsten die er Münzen und Medaillen bestaunen. In einem zu diesem Anlass verfassten Beitrag für die Ausgabe 4/2014 der Dresdner Kunstblätter wertete Grund die Hornsche Sammlung als letztes Zeugnis der einstmals in Privathand in Sachsen vorhandenen Universalmünzensammlungen. Durch den Ankauf wären, so begründete Grund die Investition, wichtige Stücke in das Münzkabinett gekommen, die bisher dort nicht oder in anderen Varianten vertreten waren. Dazu zählte er die sächsischen Prägungen der Albertiner und Ernestiner, aber auch vorzügliche Talerprägungen aus den Reichskreisen des Heiligen Römischen Reiches.
    Im Oktober 2015 gelangten wertvolle mittelalterliche sächsische Skulpturen aus einer weiteren Sammlung Horns im Dresdner Kunstauktionshaus Günther zur Versteigerung und erzielten einen Erlös von über 500 000 Euro. In einer weiteren Auktion des gleichen Hauses wurden erst kürzlich ebenfalls von Horn gesammelte Uhren, darunter ehr seltene Spindeltaschenuhren aufgerufen. Im weltweit agierenden 0snabrücker Auktionshaus Künker kamen Hornsche Münzen in bereits fünf Auktionen mit Millionen-Erträgen zur Versteigerung. Aber wer war eigentlich dieser Sammler Horn?

    Am 7. Mai 1945 wählte Otto Horn mit seiner Haushälterin den Freitod

    Geschäftsmann, Kunstfreund, Sammler Otto Horns Nachlass erweist sich als segensreich für die Stadt Meißen
    Geschäftsmann, Kunstfreund, Sammler Otto Horns Nachlass erweist sich als segensreich für die Stadt Meißen

    Otto Horn wurde als einziges Kind von Emma und Ernst Otto Horn am 4. Dezember 1880 in Meißen geboren. Sein Vater (1845-1898) war Bäckermeister und mit  dem Eintrag ins Handelsregister ab 1876 auch als Weinhändler tätig. Die Mutter Emma war eine geborene Lansky. Ihr Vater bewirtschaftete das Vorzeigegut Leutewitz. Dessen Merinoschafe wurden bis nach Australien exportiert. Emma dürfte eine stattliche Mitgift in die Ehe gebracht haben. Im Elternhaus des Otto Horn ging es gebildet und kulturell anspruchsvoll zu. Vater Otto erweiterte wiederholt sein Geschäftsfeld, zunächst durch die Pacht des renommierten Burgkellers, dann durch die Eröffnung einer Niederlassung auf der Elbestraße 9. Bereits 1882 war es ihm vergönnt, durch König Albert zum „Königlichen Hoflieferanten“ ernannt zu werden. Das dürfte der endgültige Durchbruch zum erfolgreichen Geschäftsmann gewesen sein.
    Sein Sohn Otto besuchte die Realschule in Meißen, die er Ostern 1896 mit dem Reifezeugnis abschloss. Danach begann er eine kaufmännische Ausbildung in Dresden. Wie seinerzeit üblich, ging er auf Wanderschaft, absolvierte Praktika bei Winzern in Deutschland, Österreich und Italien. Fortan war er als Kaufmann wie auch als Weinbauer kein unbeschriebenes Blatt mehr. Nachdem sein Vater verstorben war, trat Otto Horn in das Geschäft ein und wurde Teilhaber. Seinen, Militärdienst bei den Königlich-Sächsischen Schützen musste er vorzeitig als felddienstuntauglich beenden.
    Die gute Geschäftslage ermöglichte den Horns Zukäufe an Immobilien in Meißen. Tom Lauerwald, der Verwalter der Stiftung, kennt interessante Einzelheiten: Am Baderberg 2 errichtete Horn eine Likörfabrik. Vom 1908 verstorbenen Meißner Stadtrat Carl Heinrich Nikolai übernahm er die Kollektion der Königlichen Lotteriedirektion und die Königliche Altersrentenbank. Vier Jahre später erwarb er den am Schlossberg gelegenen „Winkelkrug“, 1917 übergab ihm der Fiskus die Geschäftsstelle der Königlichen Brandversicherung, Abteilung Mobilien. Vom Besitz der Immobilien profitiert noch heute die Stiftung. Damit waren die finanziellen Grundlagen für Horns um 1920 einsetzende Sammlertätigkeit gelegt.
    Kontinuierlich baute er seine Sammlungen auf, der Schwerpunkt lag beim Aufbau einer Universalmünzsammlung. Dies entsprach dem traditionellen Bemühen, möglichst jede geprägte Münze und Medaille selbst zu besitzen. Horn verfolgte dieses Ziel ebenso zielstrebig wie erfolgreich, bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges trug er über 65 000 Stücke einschließlich der Siegelsammlung zusammen. Dazu kamen 123 Plastiken des 13. bis 15. Jahrhunderts, allerlei Grafiken und Gemälde, diverse Fotografien und Uhren, über 2000 numismatische Bücher sowie alte Pläne von Sachsen und Meißen. Horn pflegte enge Freundschaften zu Helmut Gröger und Walter Hentschel, zwei profunden sächsischen Kunstkennern. Sie berieten Horn, er hatte sich selbst inzwischen solide Fachkenntnisse auf seinen Sammelgebieten angeeignet. Er soll es zu einer bemerkenswerten Profession gebracht haben.
    Otto Horn war zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ein in Meißen bestens bekannter Geschäftsmann. Seit 1937 war er Alleininhaber der Firma. Damit waren solide finanzielle Grundlagen für Horns Sammeltätigkeit gegeben.
    Ab 1943 erarbeitete Horn ein umfangreiches, aus 63 Punkten bestehendes Testament. Darin übergab er den Großteil seines Vermögens einer nach den Namen seiner Eltern zu benennenden Stiftung. Am 7. Mai 1945 wählte Otto Horn gemeinsam mit seiner langjährigen Haushälterin Minna Wolf in seinem Wohnhaus Plossenweg 4 den Freitod. Über die Beweggründe ist nichts bekannt, ebenso wenig eine Nähe Horns zum NS-Regime. Angst vor der „Zeit danach“ könnte ein Motiv gewesen sein. Bemerkenswert ist, dass Horn noch am Vortag seines Freitodes in seiner Lieblingsschänke, dem „Winkelkrug“, im Kreis von Freunden gesehen wurde.
    In Übereinstimmung mit dem Hornsehen Testament wurde 1951 die Otto-und- Emma-Horn-Stiftung gegründet. Wegen angeblicher Steuerschulden geriet diese jedoch in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Rat des Kreises Meißen nahm, dies zum Anlass, am 3.Februar 1954 die Stiftung aufzulösen und deren Vermögenswerte in Volkseigentum zu überführen. Von besonderem Interesse ist der Verbleib seiner einzigartigen Münzsammlung. Alle einst in der Sammlung vorhandenen Goldstücke gingen zum Kriegsende verloren, von ihnen fehlt jegliche Spur.
    Bereits 1948 hatte Richard Gaettens von der Universität Heidelberg den Wert der in sieben Kisten verpackten Münzsammlung Horn auf knapp 190 000 RM geschätzt. Nicht einbezogen in die Schätzung waren beispielsweise die antiken Münzen. Weil die Stadt Meißen sich außerstande sah, die Münzsammlung sicher unterzubringen und auch öffentlich zu zeigen, schloss sie am 11. März 1954 einen Dauerleihvertrag mit dem – Berliner Münzkabinett. Dadurch gelangten 44 430 Objekte nach Berlin. Ende der 1960er-Jahre wurde die Sammlung vor den Behörden der DDR dem Münzkabinett Dresden übergeben. Ein auf die Dauer von zehn Jahren von der Stadt Meißen mit den SKD abgeschlossener Leihvertrag lief 1985 aus. Nachdem am 23. Oktober 1997 das Regierungspräsidium Dresden den Fortbestand der Otto-und-Emma- Horn-Stiftung festgestellt hatte, erhob die Stiftung Anspruch auf die Münzsammlung, ebenso auch die Stadt Meißen. Der Rechtsstreit endete außergerichtlich mit einem Vergleich.
    Den ihr verbliebenen Teil der Münzsammlung verkaufte die Stiftung an das Osnabrücker Auktionshaus Künker für bescheidene 500 000 Euro. Das Unterhemen Künker verpflichtete sich, alle Erträge aus den Versteigerungen, die den gezahlten Kaufpreis übersteigen, abzüglich seiner Selbstkosten, der Stiftung zukommen zu lassen.
    Der aus wiederholten Auktionen und Verkäufen für die Stiftung bereits eingetretene Geldsegen findet in den Geschäftsberichten seinen Niederschlag: Allein 2014 vergrößerte sich das Stiftungsvermögen durch den Verkauf von Münzen etc. um 1 312 232,36 Euro.

    Stiftung setzt sich für Meißen ein

    In Übereinstimmung mit den Vorgaben aus dem Hornsehen Testament fördert die Stiftung finanziell die Denkmalpflege und den Denkmalschutz, die Bildung und Erziehung der Jugend, kulturelle Vorhaben sowie die Altenhilfe. Beispielsweise fällt bei der Fahrt in die Meißner Altstadt auf der rechten Elbbrückenrampe die schöne Postmeilensäule auf. Sie wurde mit Mitteln der Stiftung restauriert. Das Stadtmuseum zeigt ihren Besuchern zahlreiche Gemälde und Plastiken aus dem Nachlass Horn, aber auch dessen Schreibtisch. Sie unterstützt das Vorhaben eines Vereins zur Revitalisierung von Sachsens kleinster Burg in Burkhardswalde. In der Stadt Meißen saniert die Stiftung die ihr gehörenden Immobilien, schafft Wohn- und Gewerberäume und bewahrt sie vor dem sonst unabwendbaren Abbruch. So erwarb sie das Haus Schlossberg 7 und baut es als Parkhaus für die in Hornsehen Stiftungshäusern wohnende Mieter aus. Das vom Verfall bedrohte denkmalgeschützte Gut Obermeisa, welches einst die Mönche des Klosters St. Afra versorgte, kaufte die Stiftung auf und saniert es derzeit aufwendig. Dass ihr die Mittel ausgehen könnte, müssen weder die Stiftung noch die von den guten Taten profitierende Stadt Meißen befürchten.

    www.hornstiftung-meissen.de